Autor: Sebastiano Santoro (aus Italien), SCI Freiwilliger bei Consciente El Salvador
Übersetzt von: Sales Hollinger
Bevor ich mein LTV (Long Term Volunteering) antrat, drehte sich ein Strudel voller Ideen und Motivationen in meinem Kopf, auf die ich stets mit derselben grundsätzlichen Frage reagierte: „Was drängt mich eigentlich zum Gehen?“ Und stets hörte ich mich, ätzend und eintönig wie ein Anrufbeantworter, die folgenden Gründe zitieren: weil die internationale Zusammenarbeit das Thema meiner Bachelorarbeit war und ich mein Wissen in diesem Bereich unbedingt mit einer Live-Erfahrung vertiefen wollte.
Das Abfahrtsdatum rückte näher, und in diesem verwirrenden Strudel von Ideen begann ich langsam, ein schärferes Bild zu sehen, eine klare Form, die über die übliche Leier hinausging. Schliesslich halfen mir die zwei Ausbildungstage mit dem SCI (Service Civil International) in Rom, das Wirrwarr aufzulösen: Mit anderen Jugendlichen aus ganz Italien zusammenzukommen, die wie ich ins Ausland gehen wollten, ihre Ängste und Erwartungen zu hören und die Geschichten derjenigen, die soeben aus einem Workcamp (einer möglichen Form der Freiwilligenarbeit beim SCI) zurückgekehrt waren – all dies schaffte mir Klarheit darüber, was ich tun wollte.
Sich freiwillig zu engagieren, jenseits aller praktischen Gründe, ist eine sehr intime Entscheidung. Sie rührt aus einer Unverträglichkeit mit dem Hier und Jetzt, aus dem Wunsch, in einen anderen Winkel der Welt zu fliehen, auf der Suche nach einem Ort, an dem alles ein wenig mehr Sinn zu ergeben scheint.
Wir sind alle vor etwas geflohen. Es gab einen, der die Kontinente bereiste und sich verirrte und nun die Erfahrung machen wollte, im Dienste anderer zu stehen; einen – schon etwas älter, mit einem Job bei der Bank und Familie –, der beschloss, die Sorgen des Alltags abzuschütteln und zu gehen; einen, der noch zu jung und unsicher war; einen, der einer beendeten Liebe entfloh, und einen anderen, der der Trägheit seines kleinen Provinzdorfes entkommen wollte. Allesamt gingen sie mit der Sehnsucht nach Veränderung, nach Leben und Bewegung.
Was mich betrifft, so habe ich verstanden, dass bei dieser Entscheidung auch scheinbar zusammenhangslose und kaum denkbare Motivationen mitspielten – vor allem die zwei folgenden:
Zum einen waren da die Worte eines alten Lehrers aus den letzten Jahren meiner Zeit in der Sekundarschule. Er war einer jener Lehrer, die sich kaum beherrschen konnten, wenn sie mal wütend waren, die dann aber in der mündlichen Prüfung die Nationalität von Maradona, dem Fussballer, abfragen, wenn sie merken, dass du in Schwierigkeiten bist. In seinen Augen war ich ein unantastbarer Schüler, fleissig und unfehlbar – auch wenn oftmals falsch lag. Eines Tages vertraute er mir an, dass er nach seiner Pension etwas Geld sammeln und per Schiff nach Mittelamerika auswandern wolle, nach Guatemala, Honduras oder El Salvador. Dort wolle er sich ein kleines Haus am Meer kaufen, täglich angeln gehen und den Ruhestand in der Hitze der Tropen geniessen. Er erzählte witzige Anekdoten über die Menschen an diesen Orten, die ihm von früheren Reisen bekannt waren – darüber, wie „gutmütig, authentisch und solidarisch“ sie seien – und zeichnete ein magisches und faszinierendes Bild der Sprache dieser Länder und der Menschen, die dort lebten. Während meiner ganzen Jugend spürte ich den Zauber seiner Worte und Geschichten.
Zum anderen war da das Bild einer Pflanze: der „Bougainvillea“. Als Kind wuchs sie gross und üppig in einem Haus am Meer, wo ich jeden Sommer mit meiner Familie hinfuhr. Ich liebte diese Pflanze mit ihren leuchtend violetten Blüten, die, so erinnere ich mich, einen weichen Teppich bildeten, sobald sie zu Boden fielen. Ich liebte es, zwischen diesen Blütenblättern zu wandeln – bis meine Mutter ankam, stets auf Ordnung und Sauberkeit bedacht, und sie wegwischte. Eines Tages, vor vielen Jahren, wurde sie entfernt, um Platz für einen Ficus zu schaffen – und alles, was von ihr übrigblieb, war eine Erinnerung. Irgendwann habe ich herausgefunden, dass die Bougainvillea in Lateinamerika heimisch ist; von dort aus wurde sie hier in Europa von einem französischen Botaniker angesiedelt. Nach Lateinamerika zu gehen, die leuchtenden Farben der Bougainvillea wieder sehen zu können, ihren Duft zu riechen und auf den zu Boden gefallenen Blütenblättern zu gehen – das schien mir wie die Erfüllung verborgener Wünsche, die ich seit langem hegte. Mir gefiel der Gedanke – die Illusion – dass dieses Wiedersehen die zeitliche Distanz zwischen dem Kind, das ich war, und dem Mann, der ich jetzt bin, aufheben könnte.

Ich hatte somit verschiedene Beweggründe, teilweise sehr intime, und ich schämte mich beinahe, sie meinen Kolleg*innen zu gestehen. Jedenfalls sah ich nach dem Training mit dem SCI die Ideen ein wenig klarer und war überzeugt, dass ich einen Einsatz machen wollte. Wo? In Lateinamerika! Ich hatte keine Präferenzen bei der Wahl des Landes, aber ich bevorzugte Mittelamerika. Bei der Analyse der Vorschläge des SCI entschied ich mich schliesslich für ein Projekt in El Salvador, und zwar in San Francisco Gotera, der Hauptstadt Morazáns – eines der ärmsten Departemente des Landes und Schauplatz der Zusammenstösse zwischen der Guerilla und der staatlichen Armee im jüngsten Bürgerkrieg der 80er Jahre.
Bevor ich ging, war „El Salvador“ ein verwirrender Name für mich, und ich wusste auch nicht, wie ich ihn aussprechen sollte: Soll ich den Schwerpunkt auf die vorletzte Silbe oder auf die letzte Silbe legen? Es war ein Name, den ich im Grunde genommen mit drei Dingen verband: El Salvador wird von kriminellen Banden heimgesucht und hat daher eine der höchsten Mordraten der Welt; El Salvador ist eines der Ursprungsländer der Bougainvillea (die dort zu Ehren der Jahreszeit, in der sie blüht, „Veranera“ genannt wird); schliesslich wusste ich von meinem Lehrer, dass die Leute in El Salvador „gutmütig, authentisch und solidarisch“ sind.
Abgesehen von diesen eher widersprüchlichen Informationen wusste ich nichts über El Salvador. Die Kommentare zu Hause bezüglich der erstgenannten Tatsache könnt ihr euch wohl vorstellen. Doch der Wunsch zu gehen war stark und wurde auch von einem hartnäckigen Willen getrieben, tiefer in die Materie einzutauchen – ist El Salvador nur Gewalt und Kriminalität? Ich wollte die Dinge mit eigenen Augen beurteilen, statt blind den Statistiken zu vertrauen, die in den Zeitungen und im Internet zirkulierten. Jetzt, nach fünf Monaten Freiwilligenarbeit zurück in Italien, fühle ich mich „schwerer“ – und es ist nicht nur die Waage, die mir dies bestätigt. Ich habe verstanden, wie tiefgründig und voller angenehmer Überraschungen die Realität eines so kleinen Landes sein kann (die gesamte Fläche von El Salvador erreicht nicht einmal die Grösse der italienischen Region Emilia Romagna). Gleichzeitig ist das Land so komplex und zeigt tausend Gesichter, von denen nur das Negative die Aufmerksamkeit im Ausland erregt. El Salvador ist ein Land, dessen Widersprüche ich kennen und schätzen gelernt habe, da „alles möglich ist in einem Land wie diesem, das unter anderem den lächerlichsten Namen der Welt hat – jeder würde sagen, dass es ein Krankenhaus oder ein Schlepper ist“ (Zitat: Roque Dalton, salvadorianischer Dichter). El Salvador ist reich an Geschichte, Kultur und einer Menschlichkeit, die mich buchstäblich angenommen hat.
Ich habe Hand angelegt bei der Umsetzung einiger wesentlicher Ziele der Agenda 2030 der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung. Nach vielen Jahren an der Universität und unzähligen Stunden der Theorie habe ich hier einen Weg gefunden, aus den Büchern herauszukommen und einigen dieser Ziele ein konkretes Gesicht und eine persönliche Geschichte zu geben.
Wenn ich zum Beispiel an das erste Ziel denke, „der Armut in der ganzen Welt ein Ende zu setzen“, dann erinnere ich mich an die grauen Wände der Häuser in den Armenvierteln von Guatajiagua, Cacaopera oder Gotera. Ich habe in den Häusern von Menschen geschlafen, die so gut sind wie Brot (für El Salvador wäre der Vergleich mit Tortillas besser), authentisch und rein wie Wasser, aber gezwungen, in Slums mit zerbrechlichen Dächern aus Ziegeln oder Eisenplatten zu leben. Unter prekären hygienischen Bedingungen und ohne grundlegende sanitäre Infrastruktur wohnen Grossfamilien zusammengedrängt auf wenigen Quadratmetern. Der materiellen Not steht ihre immense Gastfreundschaft gegenüber – eine uralte Tugend, die dort zu finden ist, wo es Demut gibt und die Neugierde, dem Fremden zu begegnen. Eine solche Gastfreundschaft liess mich die Ferne meiner Heimat vergessen. Sie bestand aus kleinen Dingen: aus gemeinsamem Essen und gemeinsamen Bemühungen, den schwarzen Schlamm zu gewinnen (für die für Guatajiagua typische handwerkliche Produktion von Keramik) oder das Wasser aus dem Brunnen zu holen; aus einem einfachen Lächeln, wenn man morgens aufwacht; aus brüderlichen Umarmungen und kostbaren Geschenken, wenn man sich verabschieden muss – kleine Gesten, die die Wände deines Herzens allmählich erweitern. Ich war immer der Ansicht, dass ein Haus, in dem Menschen wohnen, nicht nur ein Agglomerat aus Zement, Wasser und Ziegeln ist, sondern stets noch mehr: eine Art zu sein, ein Gefühl der Geborgenheit, eine Form der Liebe.

Ziel 4 der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung, „qualitativ hochwertige Bildung“, hat das Gesicht jedes Mitglieds des Teams von „Consciente“ – der NGO, bei der ich während fünf Monaten im Einsatz war – sowie der unzähligen Menschen, die sie unterstützen. Bildung ist ein wichtiger Treiber der Entwicklung eines Landes, und Consciente hat einen ehrgeizigen Traum: eine partizipativere, kritischere und kreativere Bildung für Morazán zu ermöglichen – ein Departement, in dem das Bildungsniveau niedrig ist und auch junge Menschen aus wirtschaftlichen Gründen die Schule ohne Abschluss verlassen müssen. Zu diesem Zweck hat die Organisation zusammen mit einem Schweizer Team eine Reihe von Projekten entwickelt, die sich auf die Vergabe von Stipendien, die Innovativen des Mathematikunterrichts und vieles mehr konzentrieren. Die Zahl der jungen Menschen, die von diesen Projekten profitieren, ist unendlich: Jede und jeder von ihnen hat eine schwierige persönliche Geschichte, aber auch den Traum, ein Studium abzuschliessen, um eine bessere Zukunft für sich, die Familie und das ganze Land zu ermöglichen, denn – wie mir einmal jemand aus dem Consciente-Team sagte – „Bildung verändert nicht die Welt, sondern die Menschen, die eines Tages die Welt verändern werden“. Aber Ziel Nummer 4 hat auch das Gesicht der Jungen und Mädchen, die an dem kleinen Italienisch-Sprachkurs teilgenommen haben, den ich persönlich im Hauptsitz der NGO entwickelt habe. Der Kurs ist zu einem Raum des Lernens, des Denkens und der Verbreitung von Ideen geworden, in dem wir nebenbei einige Grundregeln der Sprache gelernt haben. Wir haben italienische Lieder gesungen (zum Ärger der Nachbarn); wir schauten voller Emotionen den Film „Life is Beautiful“ – mein Blut erstarrte, als ich gefragt wurde, ob es wahr sei, dass im Italien jener Jahre die politische Rhetorik Menschen in Rassen unterteilte, wie es sonst mit Tieren geschieht – und wir kochten eine Carbonara nach römischer Art und bereiteten neapolitanischen Espresso zu.
Schliesslich hatte ich auch die Gelegenheit, mich persönlich von der Bedeutung des Ziels 5 zu überzeugen: „Gleichstellung der Geschlechter“ ist der unerfüllte Traum vieler Frauen, die physische und psychische Gewalt erlitten haben, die verbal belästigt oder vergewaltigt wurden oder denen das Recht auf ein Studium verweigert wurde – Frauen, die gegen ein System kämpfen, das ihre Flügel von früher Kindheit an zurückstutzt. Mit ihnen marschierte ich am 25. November, dem Welttag der Beseitigung von Gewalt gegen Frauen, um gleiche Rechte für Frauen einzufordern. Einen besonderen Platz in meinen Erinnerungen hat der Ausdruck im Gesicht einer Frau eingenommen, der sich zu einer Grimasse zusammenzog: Schmerz und Befreiung, dunkle Augen, gerötet und von Tränen geschwollen. Es war Imelda Cortez vor dem Gerichtssaal, kurz bevor sie schliesslich von der Anklage des versuchten Kindermordes freigesprochen wurde. Die Geschichte von Imelda, einem 21-jährigen Mädchen, ist zum Symbol des salvadorianischen Kampfes für die Rechte der Frau geworden. Von ihrem Stiefvater zehn Jahre lang sexuell missbraucht, wurde sie im Alter von siebzehn Jahren schwanger und beschloss, ihre Schwangerschaft fortzusetzen, ohne Schule und Beruf aufzugeben. Sie war im achten Monat schwanger, als eines Tages plötzlich die Schmerzen einsetzten – es folgte eine Frühgeburt auf dem schmutzigen Boden der Hütte, in der sie lebt: eine getrennte Nabelschnur, massiver Blutverlust und eine verrückte Fahrt ins Krankenhaus. Dort wurde die junge Frau auf wundersame Weise gerettet. Besorgt, in eine illegale Abtreibung verwickelt zu sein, rufen die Ärzte die Polizei – Abtreibung ist in El Salvador ein Verbrechen, das auf einer Stufe steht mit Totschlag. Der Gerichtsprozess beginnt. Imelda wird von ihrem Stiefvater bedroht, während sie im Krankenhaus liegt, und verbringt schliesslich 18 Monate in Untersuchungshaft in einem der schlimmsten Gefängnisse des Landes. Aber der Alptraum ist vorbei: Mitte Dezember wurde sie dank der Proteste lokaler NGOs (einschliesslich Consciente) und der UN-Menschenrechtskommission freigesprochen. Ihr verzerrtes Gesicht, das im lokalen Fernsehen, aber auch in Artikeln internationaler Zeitungen zu sehen war, sowie ihre ganze Geschichte stellen die grösste Lektion in Feminismus dar, die ich je erhalten habe.
Kurz gesagt: Die Schönheit der Freiwilligenarbeit besteht in den vielen Erinnerungen, die man mitnimmt. Täglich wächst ihre Zahl, und als ich im Flugzeug sass, spürte ich zum ersten Mal das Gewicht der Ereignisse und Erfahrungen, die ich nicht leicht würde verarbeiten können. Ich war bewegt und meine Seele war besonders fiebrig und sensibel, so dass jede kleine emotionale Schwingung zu einem aufwühlenden Gefühl zu werden drohte, das durch meinen ganzen Körper hallte und bis in die Knochen drang.
Und es spielt keine Rolle, dass ich die Landessprache nicht perfekt sprach, oder dass die meisten Menschen mit der italienischen Kultur bloss Pizza, die Mafia und Juventus Turin assoziierten. Denn es gibt noch etwas anderes, und in diesen fünf Monaten habe ich es erfahren: etwas gemeinsames, das nicht erklärbar ist, sondern nur „erfühlt“ werden kann.
Seit Tagen summe ich mit Freunden den Refrain eines Liedes, dessen Text lautet: „Ich bin nicht von hier, aber du bist auch nicht von hier – von nirgendwo und doch von überall ein bisschen.“ Ich habe brüderliche Beziehungen zu einer unendlichen Anzahl von verschiedenen Menschen geknüpft; ich habe Ideen und Gedanken über die Welt geteilt; ich habe bei chilenischem Wein über Politik diskutiert; ich habe einem neugierigen Gemüsehändler die Geschichte von Romulus und Remus erzählt; ich habe einen ehemaligen CIA-Agenten getroffen, der mir von den Gräueltaten erzählte, die während des Krieges vom Militär begangen wurden; ich hörte intime Geheimnisse, so intim, dass sie aufrichtige Tränen hervorriefen; ich las zum ersten Mal Bibelverse mit einer grossartigen Familie von Evangelisten; ich hörte den asthmatischen Klang einer Gitarre ohne Saiten, im Kreis sitzend, in religiöser Stille und unter einem Himmel voller Sterne; ich nahm Lektionen bei einem weisen Kakawira, der in einem kleinen indigenen Dorf im Norden von Morazán wohnte; ich ass am gleichen Tisch und teilte das gute Essen; ich schlief im selben Bett oder derselben Hängematte; ich sah beeindruckende Sonnenaufgänge und bewegende Sonnenuntergänge; ich las den Schmerz in den Falten der Gesichter der Bewohnerinnen und Bewohner von El Mozote, als sie des Bürgerkriegsmassakers gedachten, das vor 27 Jahren die gesamte Bevölkerung des kleinen Dorfes vernichtete und dessen Opferzahl, die meisten davon Kinder, noch immer unbekannt ist; ich lief um Mitternacht des 31. Dezembers im Zickzack um die Gläser, die die Leute zur Feier des neuen Jahres auf die Strasse stellten, und bewunderte die Häuser im Zentrum von Gotera, die durch das farbenprächtige Feuerwerk beleuchtet wurden; ich reiste 18 Stunden lang im Auto, um ein Paket aus Italien zu empfangen, das ich zwar aus bürokratischen Gründen nie erhalten habe, das es mir jedoch erlaubte, eine neue Freundschaft zu schliessen; ich feierte meinen Geburtstag am Strand von Los Cobanos, baute Sandburgen und hörte dem Meer zu, dessen Gezeiten nachts wogen; ich besuchte eine Höhle mit Wandmalereien, die mehr als 10’000 Jahre alt war und „die Sixtinische Kapelle von Kakawira“ genannt wurde.

Ich tat dies und viele andere Dinge – ein ganzes Buch könnte ich damit füllen. Wohl war ich traurig, als ich nach Hause reiste – das gebe ich zu – aber stets wird die Freude überwiegen, dass ich das Glück hatte, solche Erfahrungen zu machen, die an mir haften geblieben sind – doch nicht wie Kleidung, die man einfach wechseln kann. El Salvador klebt an meiner Haut, mit unauslöschlicher Tinte, wie ein Tattoo.
Abschliessend noch drei Dinge: Mein Lehrer von damals konnte seinen Traum nicht verwirklichen – der Tod überraschte ihn ein Jahr nach seiner lang erwarteten Pensionierung. Doch ich kann es bezeugen, weil ich es am eigenen Leibe erfahren habe: Er hatte Recht, was die Bewohnerinnen und Bewohner dieses Erdteils betrifft.
Und nein: Die Bougainvillea wieder zu riechen und ihr wildes Wachstum zu sehen, hat mich zwar ein wenig erleichtert, aber es hat die Distanz zwischen meinem jetzigen und meinem früheren Ich nicht aufgehoben. Ich spüre in mir drin die Jahre, die vergangen sind. Es war nur eine süsse Illusion.
Und schliesslich müsste ich noch die Frage beantworten, ob nun El Salvador nur Gewalt und Kriminalität sei – die Antwort kannst du dir denken.
Autor: Sebastiano Santoro (aus Italien), SCI Freiwilliger bei Consciente El Salvador
SCI Freiwilligen-Einsätze bei Consciente
Die Zusammenarbeit mit dem Service Civil International (SCI Schweiz) ermöglicht es uns, Langzeitfreiwillige aus der ganzen Welt in El Salvador zu empfangen. Unsere internationalen Freiwilligen arbeiten bei bestehenden Projekten mit oder setzen eigene Ideen um und unterstützen so das lokale Team. Hast du Lust, wie Sebastiano als Freiwillige nach El Salvador zu gehen? Mehr Informationen findest du hier:
Alles ist möglich in einem Land wie diesem… – Bericht von Sebastiano, Freiwilliger aus Italien
/in Aktiv werden, Freiwilligenarbeitsprogramm, SCI Freiwilligeneinsatz/von Livia JakobAutor: Sebastiano Santoro (aus Italien), SCI Freiwilliger bei Consciente El Salvador
Übersetzt von: Sales Hollinger
Bevor ich mein LTV (Long Term Volunteering) antrat, drehte sich ein Strudel voller Ideen und Motivationen in meinem Kopf, auf die ich stets mit derselben grundsätzlichen Frage reagierte: „Was drängt mich eigentlich zum Gehen?“ Und stets hörte ich mich, ätzend und eintönig wie ein Anrufbeantworter, die folgenden Gründe zitieren: weil die internationale Zusammenarbeit das Thema meiner Bachelorarbeit war und ich mein Wissen in diesem Bereich unbedingt mit einer Live-Erfahrung vertiefen wollte.
Das Abfahrtsdatum rückte näher, und in diesem verwirrenden Strudel von Ideen begann ich langsam, ein schärferes Bild zu sehen, eine klare Form, die über die übliche Leier hinausging. Schliesslich halfen mir die zwei Ausbildungstage mit dem SCI (Service Civil International) in Rom, das Wirrwarr aufzulösen: Mit anderen Jugendlichen aus ganz Italien zusammenzukommen, die wie ich ins Ausland gehen wollten, ihre Ängste und Erwartungen zu hören und die Geschichten derjenigen, die soeben aus einem Workcamp (einer möglichen Form der Freiwilligenarbeit beim SCI) zurückgekehrt waren – all dies schaffte mir Klarheit darüber, was ich tun wollte.
Sich freiwillig zu engagieren, jenseits aller praktischen Gründe, ist eine sehr intime Entscheidung. Sie rührt aus einer Unverträglichkeit mit dem Hier und Jetzt, aus dem Wunsch, in einen anderen Winkel der Welt zu fliehen, auf der Suche nach einem Ort, an dem alles ein wenig mehr Sinn zu ergeben scheint.
Wir sind alle vor etwas geflohen. Es gab einen, der die Kontinente bereiste und sich verirrte und nun die Erfahrung machen wollte, im Dienste anderer zu stehen; einen – schon etwas älter, mit einem Job bei der Bank und Familie –, der beschloss, die Sorgen des Alltags abzuschütteln und zu gehen; einen, der noch zu jung und unsicher war; einen, der einer beendeten Liebe entfloh, und einen anderen, der der Trägheit seines kleinen Provinzdorfes entkommen wollte. Allesamt gingen sie mit der Sehnsucht nach Veränderung, nach Leben und Bewegung.
Was mich betrifft, so habe ich verstanden, dass bei dieser Entscheidung auch scheinbar zusammenhangslose und kaum denkbare Motivationen mitspielten – vor allem die zwei folgenden:
Zum einen waren da die Worte eines alten Lehrers aus den letzten Jahren meiner Zeit in der Sekundarschule. Er war einer jener Lehrer, die sich kaum beherrschen konnten, wenn sie mal wütend waren, die dann aber in der mündlichen Prüfung die Nationalität von Maradona, dem Fussballer, abfragen, wenn sie merken, dass du in Schwierigkeiten bist. In seinen Augen war ich ein unantastbarer Schüler, fleissig und unfehlbar – auch wenn oftmals falsch lag. Eines Tages vertraute er mir an, dass er nach seiner Pension etwas Geld sammeln und per Schiff nach Mittelamerika auswandern wolle, nach Guatemala, Honduras oder El Salvador. Dort wolle er sich ein kleines Haus am Meer kaufen, täglich angeln gehen und den Ruhestand in der Hitze der Tropen geniessen. Er erzählte witzige Anekdoten über die Menschen an diesen Orten, die ihm von früheren Reisen bekannt waren – darüber, wie „gutmütig, authentisch und solidarisch“ sie seien – und zeichnete ein magisches und faszinierendes Bild der Sprache dieser Länder und der Menschen, die dort lebten. Während meiner ganzen Jugend spürte ich den Zauber seiner Worte und Geschichten.
Zum anderen war da das Bild einer Pflanze: der „Bougainvillea“. Als Kind wuchs sie gross und üppig in einem Haus am Meer, wo ich jeden Sommer mit meiner Familie hinfuhr. Ich liebte diese Pflanze mit ihren leuchtend violetten Blüten, die, so erinnere ich mich, einen weichen Teppich bildeten, sobald sie zu Boden fielen. Ich liebte es, zwischen diesen Blütenblättern zu wandeln – bis meine Mutter ankam, stets auf Ordnung und Sauberkeit bedacht, und sie wegwischte. Eines Tages, vor vielen Jahren, wurde sie entfernt, um Platz für einen Ficus zu schaffen – und alles, was von ihr übrigblieb, war eine Erinnerung. Irgendwann habe ich herausgefunden, dass die Bougainvillea in Lateinamerika heimisch ist; von dort aus wurde sie hier in Europa von einem französischen Botaniker angesiedelt. Nach Lateinamerika zu gehen, die leuchtenden Farben der Bougainvillea wieder sehen zu können, ihren Duft zu riechen und auf den zu Boden gefallenen Blütenblättern zu gehen – das schien mir wie die Erfüllung verborgener Wünsche, die ich seit langem hegte. Mir gefiel der Gedanke – die Illusion – dass dieses Wiedersehen die zeitliche Distanz zwischen dem Kind, das ich war, und dem Mann, der ich jetzt bin, aufheben könnte.
Ich hatte somit verschiedene Beweggründe, teilweise sehr intime, und ich schämte mich beinahe, sie meinen Kolleg*innen zu gestehen. Jedenfalls sah ich nach dem Training mit dem SCI die Ideen ein wenig klarer und war überzeugt, dass ich einen Einsatz machen wollte. Wo? In Lateinamerika! Ich hatte keine Präferenzen bei der Wahl des Landes, aber ich bevorzugte Mittelamerika. Bei der Analyse der Vorschläge des SCI entschied ich mich schliesslich für ein Projekt in El Salvador, und zwar in San Francisco Gotera, der Hauptstadt Morazáns – eines der ärmsten Departemente des Landes und Schauplatz der Zusammenstösse zwischen der Guerilla und der staatlichen Armee im jüngsten Bürgerkrieg der 80er Jahre.
Bevor ich ging, war „El Salvador“ ein verwirrender Name für mich, und ich wusste auch nicht, wie ich ihn aussprechen sollte: Soll ich den Schwerpunkt auf die vorletzte Silbe oder auf die letzte Silbe legen? Es war ein Name, den ich im Grunde genommen mit drei Dingen verband: El Salvador wird von kriminellen Banden heimgesucht und hat daher eine der höchsten Mordraten der Welt; El Salvador ist eines der Ursprungsländer der Bougainvillea (die dort zu Ehren der Jahreszeit, in der sie blüht, „Veranera“ genannt wird); schliesslich wusste ich von meinem Lehrer, dass die Leute in El Salvador „gutmütig, authentisch und solidarisch“ sind.
Abgesehen von diesen eher widersprüchlichen Informationen wusste ich nichts über El Salvador. Die Kommentare zu Hause bezüglich der erstgenannten Tatsache könnt ihr euch wohl vorstellen. Doch der Wunsch zu gehen war stark und wurde auch von einem hartnäckigen Willen getrieben, tiefer in die Materie einzutauchen – ist El Salvador nur Gewalt und Kriminalität? Ich wollte die Dinge mit eigenen Augen beurteilen, statt blind den Statistiken zu vertrauen, die in den Zeitungen und im Internet zirkulierten. Jetzt, nach fünf Monaten Freiwilligenarbeit zurück in Italien, fühle ich mich „schwerer“ – und es ist nicht nur die Waage, die mir dies bestätigt. Ich habe verstanden, wie tiefgründig und voller angenehmer Überraschungen die Realität eines so kleinen Landes sein kann (die gesamte Fläche von El Salvador erreicht nicht einmal die Grösse der italienischen Region Emilia Romagna). Gleichzeitig ist das Land so komplex und zeigt tausend Gesichter, von denen nur das Negative die Aufmerksamkeit im Ausland erregt. El Salvador ist ein Land, dessen Widersprüche ich kennen und schätzen gelernt habe, da „alles möglich ist in einem Land wie diesem, das unter anderem den lächerlichsten Namen der Welt hat – jeder würde sagen, dass es ein Krankenhaus oder ein Schlepper ist“ (Zitat: Roque Dalton, salvadorianischer Dichter). El Salvador ist reich an Geschichte, Kultur und einer Menschlichkeit, die mich buchstäblich angenommen hat.
Ich habe Hand angelegt bei der Umsetzung einiger wesentlicher Ziele der Agenda 2030 der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung. Nach vielen Jahren an der Universität und unzähligen Stunden der Theorie habe ich hier einen Weg gefunden, aus den Büchern herauszukommen und einigen dieser Ziele ein konkretes Gesicht und eine persönliche Geschichte zu geben.
Wenn ich zum Beispiel an das erste Ziel denke, „der Armut in der ganzen Welt ein Ende zu setzen“, dann erinnere ich mich an die grauen Wände der Häuser in den Armenvierteln von Guatajiagua, Cacaopera oder Gotera. Ich habe in den Häusern von Menschen geschlafen, die so gut sind wie Brot (für El Salvador wäre der Vergleich mit Tortillas besser), authentisch und rein wie Wasser, aber gezwungen, in Slums mit zerbrechlichen Dächern aus Ziegeln oder Eisenplatten zu leben. Unter prekären hygienischen Bedingungen und ohne grundlegende sanitäre Infrastruktur wohnen Grossfamilien zusammengedrängt auf wenigen Quadratmetern. Der materiellen Not steht ihre immense Gastfreundschaft gegenüber – eine uralte Tugend, die dort zu finden ist, wo es Demut gibt und die Neugierde, dem Fremden zu begegnen. Eine solche Gastfreundschaft liess mich die Ferne meiner Heimat vergessen. Sie bestand aus kleinen Dingen: aus gemeinsamem Essen und gemeinsamen Bemühungen, den schwarzen Schlamm zu gewinnen (für die für Guatajiagua typische handwerkliche Produktion von Keramik) oder das Wasser aus dem Brunnen zu holen; aus einem einfachen Lächeln, wenn man morgens aufwacht; aus brüderlichen Umarmungen und kostbaren Geschenken, wenn man sich verabschieden muss – kleine Gesten, die die Wände deines Herzens allmählich erweitern. Ich war immer der Ansicht, dass ein Haus, in dem Menschen wohnen, nicht nur ein Agglomerat aus Zement, Wasser und Ziegeln ist, sondern stets noch mehr: eine Art zu sein, ein Gefühl der Geborgenheit, eine Form der Liebe.
Ziel 4 der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung, „qualitativ hochwertige Bildung“, hat das Gesicht jedes Mitglieds des Teams von „Consciente“ – der NGO, bei der ich während fünf Monaten im Einsatz war – sowie der unzähligen Menschen, die sie unterstützen. Bildung ist ein wichtiger Treiber der Entwicklung eines Landes, und Consciente hat einen ehrgeizigen Traum: eine partizipativere, kritischere und kreativere Bildung für Morazán zu ermöglichen – ein Departement, in dem das Bildungsniveau niedrig ist und auch junge Menschen aus wirtschaftlichen Gründen die Schule ohne Abschluss verlassen müssen. Zu diesem Zweck hat die Organisation zusammen mit einem Schweizer Team eine Reihe von Projekten entwickelt, die sich auf die Vergabe von Stipendien, die Innovativen des Mathematikunterrichts und vieles mehr konzentrieren. Die Zahl der jungen Menschen, die von diesen Projekten profitieren, ist unendlich: Jede und jeder von ihnen hat eine schwierige persönliche Geschichte, aber auch den Traum, ein Studium abzuschliessen, um eine bessere Zukunft für sich, die Familie und das ganze Land zu ermöglichen, denn – wie mir einmal jemand aus dem Consciente-Team sagte – „Bildung verändert nicht die Welt, sondern die Menschen, die eines Tages die Welt verändern werden“. Aber Ziel Nummer 4 hat auch das Gesicht der Jungen und Mädchen, die an dem kleinen Italienisch-Sprachkurs teilgenommen haben, den ich persönlich im Hauptsitz der NGO entwickelt habe. Der Kurs ist zu einem Raum des Lernens, des Denkens und der Verbreitung von Ideen geworden, in dem wir nebenbei einige Grundregeln der Sprache gelernt haben. Wir haben italienische Lieder gesungen (zum Ärger der Nachbarn); wir schauten voller Emotionen den Film „Life is Beautiful“ – mein Blut erstarrte, als ich gefragt wurde, ob es wahr sei, dass im Italien jener Jahre die politische Rhetorik Menschen in Rassen unterteilte, wie es sonst mit Tieren geschieht – und wir kochten eine Carbonara nach römischer Art und bereiteten neapolitanischen Espresso zu.
Schliesslich hatte ich auch die Gelegenheit, mich persönlich von der Bedeutung des Ziels 5 zu überzeugen: „Gleichstellung der Geschlechter“ ist der unerfüllte Traum vieler Frauen, die physische und psychische Gewalt erlitten haben, die verbal belästigt oder vergewaltigt wurden oder denen das Recht auf ein Studium verweigert wurde – Frauen, die gegen ein System kämpfen, das ihre Flügel von früher Kindheit an zurückstutzt. Mit ihnen marschierte ich am 25. November, dem Welttag der Beseitigung von Gewalt gegen Frauen, um gleiche Rechte für Frauen einzufordern. Einen besonderen Platz in meinen Erinnerungen hat der Ausdruck im Gesicht einer Frau eingenommen, der sich zu einer Grimasse zusammenzog: Schmerz und Befreiung, dunkle Augen, gerötet und von Tränen geschwollen. Es war Imelda Cortez vor dem Gerichtssaal, kurz bevor sie schliesslich von der Anklage des versuchten Kindermordes freigesprochen wurde. Die Geschichte von Imelda, einem 21-jährigen Mädchen, ist zum Symbol des salvadorianischen Kampfes für die Rechte der Frau geworden. Von ihrem Stiefvater zehn Jahre lang sexuell missbraucht, wurde sie im Alter von siebzehn Jahren schwanger und beschloss, ihre Schwangerschaft fortzusetzen, ohne Schule und Beruf aufzugeben. Sie war im achten Monat schwanger, als eines Tages plötzlich die Schmerzen einsetzten – es folgte eine Frühgeburt auf dem schmutzigen Boden der Hütte, in der sie lebt: eine getrennte Nabelschnur, massiver Blutverlust und eine verrückte Fahrt ins Krankenhaus. Dort wurde die junge Frau auf wundersame Weise gerettet. Besorgt, in eine illegale Abtreibung verwickelt zu sein, rufen die Ärzte die Polizei – Abtreibung ist in El Salvador ein Verbrechen, das auf einer Stufe steht mit Totschlag. Der Gerichtsprozess beginnt. Imelda wird von ihrem Stiefvater bedroht, während sie im Krankenhaus liegt, und verbringt schliesslich 18 Monate in Untersuchungshaft in einem der schlimmsten Gefängnisse des Landes. Aber der Alptraum ist vorbei: Mitte Dezember wurde sie dank der Proteste lokaler NGOs (einschliesslich Consciente) und der UN-Menschenrechtskommission freigesprochen. Ihr verzerrtes Gesicht, das im lokalen Fernsehen, aber auch in Artikeln internationaler Zeitungen zu sehen war, sowie ihre ganze Geschichte stellen die grösste Lektion in Feminismus dar, die ich je erhalten habe.
Kurz gesagt: Die Schönheit der Freiwilligenarbeit besteht in den vielen Erinnerungen, die man mitnimmt. Täglich wächst ihre Zahl, und als ich im Flugzeug sass, spürte ich zum ersten Mal das Gewicht der Ereignisse und Erfahrungen, die ich nicht leicht würde verarbeiten können. Ich war bewegt und meine Seele war besonders fiebrig und sensibel, so dass jede kleine emotionale Schwingung zu einem aufwühlenden Gefühl zu werden drohte, das durch meinen ganzen Körper hallte und bis in die Knochen drang.
Und es spielt keine Rolle, dass ich die Landessprache nicht perfekt sprach, oder dass die meisten Menschen mit der italienischen Kultur bloss Pizza, die Mafia und Juventus Turin assoziierten. Denn es gibt noch etwas anderes, und in diesen fünf Monaten habe ich es erfahren: etwas gemeinsames, das nicht erklärbar ist, sondern nur „erfühlt“ werden kann.
Seit Tagen summe ich mit Freunden den Refrain eines Liedes, dessen Text lautet: „Ich bin nicht von hier, aber du bist auch nicht von hier – von nirgendwo und doch von überall ein bisschen.“ Ich habe brüderliche Beziehungen zu einer unendlichen Anzahl von verschiedenen Menschen geknüpft; ich habe Ideen und Gedanken über die Welt geteilt; ich habe bei chilenischem Wein über Politik diskutiert; ich habe einem neugierigen Gemüsehändler die Geschichte von Romulus und Remus erzählt; ich habe einen ehemaligen CIA-Agenten getroffen, der mir von den Gräueltaten erzählte, die während des Krieges vom Militär begangen wurden; ich hörte intime Geheimnisse, so intim, dass sie aufrichtige Tränen hervorriefen; ich las zum ersten Mal Bibelverse mit einer grossartigen Familie von Evangelisten; ich hörte den asthmatischen Klang einer Gitarre ohne Saiten, im Kreis sitzend, in religiöser Stille und unter einem Himmel voller Sterne; ich nahm Lektionen bei einem weisen Kakawira, der in einem kleinen indigenen Dorf im Norden von Morazán wohnte; ich ass am gleichen Tisch und teilte das gute Essen; ich schlief im selben Bett oder derselben Hängematte; ich sah beeindruckende Sonnenaufgänge und bewegende Sonnenuntergänge; ich las den Schmerz in den Falten der Gesichter der Bewohnerinnen und Bewohner von El Mozote, als sie des Bürgerkriegsmassakers gedachten, das vor 27 Jahren die gesamte Bevölkerung des kleinen Dorfes vernichtete und dessen Opferzahl, die meisten davon Kinder, noch immer unbekannt ist; ich lief um Mitternacht des 31. Dezembers im Zickzack um die Gläser, die die Leute zur Feier des neuen Jahres auf die Strasse stellten, und bewunderte die Häuser im Zentrum von Gotera, die durch das farbenprächtige Feuerwerk beleuchtet wurden; ich reiste 18 Stunden lang im Auto, um ein Paket aus Italien zu empfangen, das ich zwar aus bürokratischen Gründen nie erhalten habe, das es mir jedoch erlaubte, eine neue Freundschaft zu schliessen; ich feierte meinen Geburtstag am Strand von Los Cobanos, baute Sandburgen und hörte dem Meer zu, dessen Gezeiten nachts wogen; ich besuchte eine Höhle mit Wandmalereien, die mehr als 10’000 Jahre alt war und „die Sixtinische Kapelle von Kakawira“ genannt wurde.
Ich tat dies und viele andere Dinge – ein ganzes Buch könnte ich damit füllen. Wohl war ich traurig, als ich nach Hause reiste – das gebe ich zu – aber stets wird die Freude überwiegen, dass ich das Glück hatte, solche Erfahrungen zu machen, die an mir haften geblieben sind – doch nicht wie Kleidung, die man einfach wechseln kann. El Salvador klebt an meiner Haut, mit unauslöschlicher Tinte, wie ein Tattoo.
Abschliessend noch drei Dinge: Mein Lehrer von damals konnte seinen Traum nicht verwirklichen – der Tod überraschte ihn ein Jahr nach seiner lang erwarteten Pensionierung. Doch ich kann es bezeugen, weil ich es am eigenen Leibe erfahren habe: Er hatte Recht, was die Bewohnerinnen und Bewohner dieses Erdteils betrifft.
Und nein: Die Bougainvillea wieder zu riechen und ihr wildes Wachstum zu sehen, hat mich zwar ein wenig erleichtert, aber es hat die Distanz zwischen meinem jetzigen und meinem früheren Ich nicht aufgehoben. Ich spüre in mir drin die Jahre, die vergangen sind. Es war nur eine süsse Illusion.
Und schliesslich müsste ich noch die Frage beantworten, ob nun El Salvador nur Gewalt und Kriminalität sei – die Antwort kannst du dir denken.
Autor: Sebastiano Santoro (aus Italien), SCI Freiwilliger bei Consciente El Salvador
SCI Freiwilligen-Einsätze bei Consciente
Die Zusammenarbeit mit dem Service Civil International (SCI Schweiz) ermöglicht es uns, Langzeitfreiwillige aus der ganzen Welt in El Salvador zu empfangen. Unsere internationalen Freiwilligen arbeiten bei bestehenden Projekten mit oder setzen eigene Ideen um und unterstützen so das lokale Team. Hast du Lust, wie Sebastiano als Freiwillige nach El Salvador zu gehen? Mehr Informationen findest du hier:
Eine Reise ins „Salvadorianische Bewusstsein“ – Bericht von Joëlle, Freiwillige aus Belgien
/in Aktiv werden, Freiwilligenarbeitsprogramm, SCI Freiwilligeneinsatz/von Livia JakobAutorin: Joëlle Mignon (aus Belgien), SCI Freiwillige bei Consciente El Salvador
Übersetzt von: Christoph Kühnhanss
Ich bin nun seit über einem Monat bei Consciente, und auch wenn dies sehr kurz erscheinen mag – ein Monat kann es ganz schön in sich haben. In dieser Zeit habe ich so viele Menschen getroffen und so viele neue Erfahrungen gemacht, dass mein Bewusstsein bereits begonnen hat, sich tiefgreifend zu verändern.
Seit meiner Ankunft in El Salvador befinden sich alle meine Sinne in einem ständigen Wachzustand. Alles ist anders, alles will neu entdeckt werden. Schon am ersten Tag fühlte ich mich wie zuhause, denn überall begrüssten mich ein Lächeln und warme Worte des Willkommens. Ich spürte vom ersten Augenblick an: „Ich werde diese Leute mögen!“. Die zweite Einsicht kam zwar nicht sofort, sondern erst nach der ersten Akklimatisierungsphase, dafür umso deutlicher: Ich komme aus einem sehr privilegierten Land.
Belgien hat ein kühles Klima und grüne, aber einheitliche Vegetation. Es ist ein Land mit sozialer Absicherung, hohen Beschäftigungsraten und kaum sichtbaren sozialen Ungleichheiten, vor denen man leicht die Augen verschliessen kann. In Belgien kämpfen wir allenfalls gegen die Auswüchse des kapitalistischen Systems oder für die Gleichstellung von Frauen und Männern, setzen uns ein für bessere soziale Institutionen, die alle Bevölkerungsschichten gleichermassen berücksichtigen, oder protestieren gegen Steuerhinterziehung und die wachsende Macht multinationaler Unternehmen. Dabei merken wir oftmals überhaupt nicht, was für ein Privileg es ist, sich überhaupt für oder gegen etwas engagieren zu können. Denn wir wissen nicht, was es bedeutet, in einem Land wie El Salvador zu leben, wo so viel Korruption und Vetternwirtschaft herrscht und wo es kaum Möglichkeiten gibt, für eine bessere Zukunft zu kämpfen. Wir wissen nicht, was es bedeutet, mit so himmelschreienden Ungleichheiten konfrontiert zu sein, dass die Zukunft der ärmsten Menschen in den Händen weniger Reicher liegt, deren einziges Interesse darin besteht, Geld zu machen. Oder wie es ist, in einem Land zu leben, in dem der Machismo so stark ist, dass es für Frauen schon gefährlich ist, sich gegen männliche Übergriffe zur Wehr zu setzen; in einem Land, das so konservativ ist, dass die Mehrheit der Bevölkerung Abtreibung in jedem Fall verurteilt. Und vor allem haben wir keine Ahnung, was es bedeutet, in einem Land zu leben, das von kriminellen Banden beherrscht wird, so dass selbst die Regierung nicht weiss, wie sie die alltägliche Gewalt stoppen kann.
All das lässt einen sofort wieder umkehren wollen – aber bei mir ist das Gegenteil passiert: Je mehr ich mir der Situation in diesem Land bewusst wurde, desto mehr reizte es mich, es näher kennenzulernen und zu verstehen, wie es so weit gekommen ist.
Die Geschichte El Salvadors ist dunkel, aber dieser Dunkelheit steht die Strahlkraft seiner Menschen gegenüber: Hier begrüßt dich jede und jeder mit einem wohlwollenden Lächeln, und schon nach wenigen Gesprächen mit den Menschen, die ich bei Consciente getroffen habe, wurde mir klar, dass der Blick aller in die Zukunft gerichtet ist. Ich habe noch nie so viele Menschen getroffen, die helfen wollen, ihr Land zu verändern. Die Jugendlichen sind unerwartet aktiv und engagiert, und das inspiriert mich derart, dass ich nur noch eines will: mit ihnen zusammenarbeiten. Seit ich hier angekommen bin, begegnete ich vielen freundlichen Menschen mit toller Ausstrahlung, die mich ihr Land entdecken lassen und sehr gerne mit einer Belgierin teilen wollen. Letztendlich besteht die grösste Bereicherung darin, mit anderen Menschen zu teilen und sich auszutauschen, denn dabei lernen wir alle von einander.
Ich bin sehr glücklich darüber, dass ich Consciente entdecken durfte. Es beweist einmal mehr, dass die Einheimischen sehr wohl dazu in der Lage sind, große Dinge zu tun, um die eigene Wirklichkeit zu verändern. Bei Consciente liegt der Fokus auf der „educación popular“: Lernen durch Handeln und unter Berücksichtigung der Voraussetzungen, die jede und jeder Einzelne mitbringt. Hier geht es nicht darum, auf traditionelle Weise zu unterrichten, indem eine Lehrperson einer Klasse Vorträge hält und Anweisungen gibt. Vielmehr tauschen sich die Teilnehmenden untereinander aus, teilen ihre Erfahrungen, und alle nehmen etwas aus den Workshops mit oder gehen sogar als veränderte Menschen daraus hervor.
Was mir an Consciente am besten gefällt, ist, dass die Organisation einen ganzheitlichen Ansatz verfolgt: Sie bietet jungen Menschen reelle Bildungschancen, die ansonsten keine Möglichkeit haben zu studieren; sie arbeitet daran, das traditionelle Bildungssystem mit innovativen Projekten weiterzuentwickeln; sie bietet jungen Menschen die Möglichkeit, sich selbst an der Vermittlung von Wissen zu beteiligen; sie arbeitet aber auch mit vielen Organisationen wie Frauenverbänden oder Veteranenvereinen zusammen. Die „educación popular“ wird hier als etwas Umfassendes angesehen, und das scheint mir der einzige richtige Weg zu sein, der zu nachhaltigen Lösungen führt. Deshalb fühle ich mich glücklich, mit meiner Arbeit einen kleinen Beitrag zum Gelingen dieser Projekte zu leisten – wenn auch nur für kurze Zeit.
Mein tägliches Leben bei Consciente besteht darin, Englischunterricht zu geben – meine Schülerinnen und Schüler sind die motiviertesten, die ich je getroffen habe! – und im Rahmen des Projektes CAL-IMPACT (computer-gestützter Mathematikunterricht für Kinder) Grundschulen zu besuchen. Schliesslich arbeite ich bei der Entwicklung von Workshops zur Gesundheitsprävention mit. Die Aufgaben sind sehr vielfältig, was mir die Möglichkeit gibt, sowohl das salvadorianische Bildungs- wie auch das Gesundheitssystem kennenzulernen.
El Salvador begeistert mich wegen seiner Geschichte, seiner Kultur und seiner Menschen und ich freue mich schon darauf, in den nächsten Monaten noch viel Neues zu entdecken. Am meisten gefällt mir die Vielfältigkeit meines Einsatzes: Man kann nie wissen, was am folgenden Tag passiert, und das gibt mir enorm viel Motivation! Ich bin schon gespannt, was als Nächstes passiert…
Autorin: Joëlle Mignon (aus Belgien), SCI Freiwillige bei Consciente El Salvador
SCI Freiwilligen-Einsätze bei Consciente
Die Zusammenarbeit mit dem Service Civil International (SCI Schweiz) ermöglicht es uns, Langzeitfreiwillige aus der ganzen Welt in El Salvador zu empfangen. Unsere internationalen Freiwilligen arbeiten bei bestehenden Projekten mit oder setzen eigene Ideen um und unterstützen so das lokale Team. Hast du Lust, wie Joëlle als Freiwillige nach El Salvador zu gehen? Mehr Informationen findest du hier:
Was das CAL-IMPACT-Projekt bisher bewirkt hat
/in Bildungsprogramm, CAL-IMPACT, Forschung/von Livia JakobWas ist das CAL-IMPACT-Projekt?
Zahlen zu CAL-IMPACT 2018
Evaluationsstudie mit der Universität Bern
Ausblick
Im Projektjahr 2019 wird der Zusatzunterricht mit den Schulkindern in einem ähnlichen Umfang weitergeführt: 129 Schulklassen an 28 Schulen werden am Projekt teilnehmen.
Jahresbericht 2018
/in Bildungsprogramm, Deutsch, Freiwilligenarbeitsprogramm, News, Projektbericht, Stipendienprogramm/von Livia JakobLiebe Freundinnen und Freunde
2018 war wieder ein ereignisreiches Jahr für Consciente und wir freuen uns, euch einen spannenden Projektbericht vorlegen zu können. Dank eurer grosszügigen Unterstützung konnten wir in El Salvador vielen Kindern und Jugendlichen neue Bildungsperspektiven eröffnen – und damit eine Chance auf einen Ausweg aus der Armut und auf ein selbstbestimmtes und erfülltes Leben bieten.
Wir hoffen, dass wir auch dieses Jahr mit eurer Solidarität in Form von kleinen und grossen Beiträgen rechnen dürfen. Herzlichen Dank schon jetzt!
Nun wünschen wir euch viel Spass bei der Lektüre!
Herzliche Grüsse,
Euer Consciente-Team
Aus dem Leben von Glenda und Kelvin – Einblicke in das Stipendienprogramm 2018
/in Deutsch, Stipendienprogramm/von Livia JakobAutorin: Malin Frey
Seit 2014 bin ich mehrmals jährlich bei Consciente El Salvador zu Besuch und noch bringt jeder Aufenthalt neue, prägende Erlebnisse mit sich. Im Juli dieses Jahres war ich wieder einen ganzen Monat in Morazán, um das Team vor Ort zu unterstützen und mir für die Schweizer Vereinsarbeit persönlich ein Bild von den laufenden Projekten zu machen. Unter anderem hatte ich die Möglichkeit, einer Generalversammlung unserer Stipendiatinnen und Stipendiaten beizuwohnen. Ich nutzte die Gelegenheit, persönlich mit ihnen zu sprechen. Es ist immer wunderbar, alte Gesichter wieder zu sehen – da dies bedeutet, dass sie dank unserer Patinnen und Paten erfolgreich studieren – und neue Gesichter zu entdecken – ein klares Zeugnis dafür, dass das Stipendienprogramm weiter gewachsen ist.
Als ältere Schwester eines mehr als zehn Jahre jüngeren Mädchens kennt Glenda den Umgang mit Kindern sehr gut. Wie viele junge salvadorianische Frauen in ihrem Alter kümmert sie sich mit ihrer Mutter und ihrer Grossmutter gemeinsam um die Erziehung und Aufsicht ihrer kleinen Schwester. Deshalb hat sie sich entschieden, auch während der Sozialstunden, die sie im Rahmen ihres Consciente-Stipendiums leistet, mit Kindern zu arbeiten. Während 180 Stunden im Jahr bietet sie in ihrer Freizeit Bastelstunden für Mädchen und Jungen in ihrer Gemeinde an. «Wir arbeiten mit Recyclingmaterialien, zum Beispiel mit leeren Plastikflaschen», erzählt Glenda stolz. Diese in jedem Haushalt massenhaft anfallenden Abfallmaterialien verwandelt Glenda mit den Kindern in nützliche oder hübsche Alltagsgegenstände und verleiht ihnen so ein zweites Leben. «Es gefällt mir sehr, mit den Kindern Zeit zu verbringen – das ist eine schöne Erfahrung.»
Auf die Frage, was sie sich für ihre Zukunft wünscht, sagt sie bescheiden: «Ich möchte mein Studium erfolgreich abschliessen, um eines Tages einer würdigen Arbeit nachgehen zu können. Und ich hoffe, dabei eine gebildete Person mit Prinzipien und Werten zu werden.»
Wie Glenda ist auch Kelvin seit Anfang dieses Jahres neu im Stipendienprogramm von Consciente und kann endlich seiner Leidenschaft für Physik im Rahmen eines Studiums nachgehen. «Mir gefällt alles, was mit der Umwelt zu tun hat! Ich möchte verstehen, wie unsere Welt beschaffen ist und wie alles funktioniert», erklärt er begeistert seine Studienwahl. «Ausserdem haben mir die Schulfächer Mathematik und Umwelt schon immer gefallen.»
Nicht weit vom Haus entfernt liegt Kelvins Projekt für die Sozialstunden: eine kleine Baumschule. «Ich pflanze Bäume, um die extreme Entwaldung in unserem Land zu bekämpfen. Ich weiss, dass ich nicht im grossen Rahmen etwas verändern kann, aber ich will wenigstens tun, was in meiner Macht steht.» Sein Gespür für die Natur und ein Händchen für Pflanzen mag Kelvin von seinen Eltern mitbekommen haben. «Wir sind eine Familie von Landarbeitern», sagt er. Doch gibt das Stückchen eigenes Land, welches sie zusammen bewirtschaften, gerade mal genug her für den eigenen Gebrauch. Einkommen gibt es in der Familie kaum, und so hat Kelvin beschlossen, sich für ein Consciente-Stipendium zu bewerben. Als Stipendiat von Consciente nimmt er auch am hauseigenen Programm für Nachhaltigkeitsbildung teil. «Ich habe viele schöne Erlebnisse gehabt mit den anderen Stipendiatinnen und Stipendiaten. Ich kann nun zum Beispiel viel besser in Gruppen arbeiten und habe viel Neues gelernt. Vor allem aber habe ich tolle neue Freundschaften geschlossen.»
Weder Glenda noch Kelvin möchten sich ihre gute Ausbildung später zu Kopf steigen lassen, sondern sich selbst treu und der eigenen Gemeinde und Familie erhalten bleiben. «Ich möchte mir auch in Zukunft meine bescheidene Art erhalten; mich mit meinen Freunden treffen, an den Fluss gehen, Fussball spielen, wie in meiner Kindheit. Zwar hoffe ich, mich weiter zu entwickeln, doch ohne meine Wurzeln zu vergessen.»
Wie so oft hat mich die Begegnung mit den jungen Menschen des Stipendienprogramms sehr beeindruckt. Unsere Stipendiatinnen und Stipendiaten haben ausnahmslos mit vielen Entbehrungen zu kämpfen und schaffen es dennoch, sich mit voller Kraft ihrem Studium und ihrer sozialen Verantwortung zu widmen. Ihre persönlichen Geschichten sind es, die mich stets motivieren und mir immer wieder vor Augen führen, warum wir uns bei Consciente engagieren. Wir wünschen ihnen allen viel Erfolg und sind stolz, sie auf einem Teil ihres Weges begleiten und unterstützen zu können.
Consciente-Stipendien:
STIPENDIUM FÜR TECHNISCHE AUSBILDUNG
50 CHF pro Monat
Dauer: 2-3 Jahre
STIPENDIUM FÜR HOCHSCHULAUSBILDUNG
100-150 CHF pro Monat
Dauer: 3-6 Jahre (Medizin: 8 Jahre)
TEILSTIPENDIEN
Beliebiger Betrag
ab 25 CHF pro Monat
6 Monate voller Leben – Projekte säen, Lächeln kultivieren, Verbindungen knüpfen, Träume wahr werden lassen
/in Aktiv werden, Freiwilligenarbeitsprogramm, SCI Freiwilligeneinsatz/von Livia JakobAutorin: Annalia Bodeo, Schweizer Freiwillige bei Consciente El Salvador, Januar – Juli 2018 (SCI Schweiz)
Übersetzt von: Sales Hollinger (Link zur spanischen Version)
Ich erinnere mich noch an den Tag, als mir gesagt wurde, dass es in El Salvador ein ausgezeichnetes Projekt mit engagierten jungen Menschen und Träumer*innen gebe, die die soziale Realität durch die Vermittlung von kritischer und kreativer Bildung verändern wollen. Dadurch soll die lokale Jugend für die sozialen Probleme und Herausforderungen sensibilisiert und ein kritisches Bewusstsein geschaffen werden, das es ihnen ermöglicht, eine bessere Gesellschaft zu gestalten. Am Tag vor meiner Abreise war ich sehr aufgeregt und motiviert. Hier stand ich nun, allein mit meinem Rucksack und voller Lust auf Abenteuer – bereit, eine neue Sicht auf die Welt zu erhalten. Ich wollte wachsen, lernen und teilen. Ich wollte all mein Wissen und mein Wesen weitergeben, um den von Consciente El Salvador eingeschlagenen Pfad weiter zu gehen und neue Samen der Hoffnung zu säen.
Ich hatte schon einiges von El Salvador gehört. Dennoch wusste ich vor meiner Ankunft kaum etwas über dieses wunderschöne Land. So liess ich mich jeden Tag überraschen von seiner Kultur und seinen Menschen, seiner Natur und seinem Essen, seinen Werten, Bräuchen und Traditionen.
Januar: Begegnungen, Neuheiten – eine ganze Welt, die es zu entdecken, zu leben gilt. Die Eingliederung in das Arbeitsteam von Consciente; das täglich wachsende Lächeln; die Begegnung mit vielen jungen Menschen. Ich fand schnell meinen Platz, mein Zuhause, meine Familie, bei der ich mich wohl fühlte. Dank dieser jungen Menschen fiel es mir leicht, in die Realität von Morazán einzutauchen und die ganze Komplexität einer fremden Kultur mit ihrer Geschichte, ihren Werten und Bräuchen zu entdecken. Diese Erfahrung war faszinierend und erlaubte es mir, die Anthropologie, die ich ja studiert hatte, aus einer ganz anderen Perspektive zu erleben. Dank Erfahrungen wie dieser werden Horizonte und Grenzen aufgelöst und die Augen lernen, die Realität auf eine andere Weise zu sehen.
Februar: Es folgten Entdeckungen aller Art: gastronomische, geografische, menschliche und insbesondere solche zu meiner Rolle als Freiwillige bei Consciente. Darunter waren Begegnungen und handfeste Gespräche mit ehemaligen Guerilla-Kämpfer*innen, mit Frauen, die täglich unter der Kultur des Machismo leiden, und mit jungen Menschen mit einer schwierigen Vergangenheit – das war nicht immer leicht zu verdauen. Ich hörte diesen Menschen zu, die mir Erfahrungen ihres Lebens anvertrauten, die schwer zu meistern sind und einer entsprechend grossen Aufmerksamkeit verdienen, und fühlte mich ihnen sehr nahe. Ein Lächeln, eine Umarmung und ein fester Blick in die Augen. Aber warum so viele Barrieren, so viele Grenzen? Ich habe sofort gelernt, dass es keine Grenzen gibt. All diese Begegnungen haben mich tief beeindruckt. Angesichts der Ungerechtigkeiten eines dysfunktionalen Systems gibt es Empörung und kritisch denkende junge Menschen voller Energie und guter Absichten, voller Freude und Lebensgefühl. Für meinen Teil habe ich mich bemüht, meinen Aufenthalt zu einem Samenkorn des großen Baumes von Consciente werden zu lassen, der stetig wächst und mit der Zeit Früchte tragen wird.
Ich hatte nun auch allen Grund, mich zu engagieren und dabei zu helfen, ein Zeichen zu setzen im Kampf für sozialen Wandel den Aufbau von Wohlfahrt in der salvadorianischen Gesellschaft. Denn aus dem, was ich erlebte und beobachtete, aber auch aus den Erzählungen junger Menschen wurde mir bewusst, dass meine Hauptaufgabe darin bestehen würde, mit und für die Jugendlichen von Morazán, vor allem jene aus der Umgebung von San Francisco Gotera, zu arbeiten. Nun habe ich diesen Traum verwirklicht: Ich habe ein Projekt ins Leben gerufen, und dank der Unterstützung vieler junger Menschen konnten wir bereits mit der Arbeit beginnen. “Recre/accion” sollte einen Raum bieten für Begegnung und Austausch, für Unterhaltung, Freizeit, Sport und Entspannung, für kreative Aktivitäten und eine Zusammenarbeit, bei der Respekt und Geschlechtergleichstellung höchste Priorität geniessen. Bei all diesen Aktivitäten sollen die Bewusstseinsbildung und die Pflege einer kritischen Sicht auf die soziale Realität, schliesslich auch die Gewaltprävention im Vordergrund stehen. Nach und nach wurde die Idee konkretisiert und in die Praxis umgesetzt. Heute treffen sich jeden Samstag motivierte junge Menschen im Jugendzentrum INJUVE und schlagen Aktivitäten vor. Es erfüllt mich mit einer riesigen Freude! Ein Wassertropfen in einem Ozean, in dem es viele andere Tropfen gibt, die zusammen einen Unterschied machen können.
März: Im März hatte ich die Möglichkeit, als internationale Wahlbeobachterin zu amten, und während dieser Erfahrung erweiterte sich mein Horizont beträchtlich: Orte, von denen ich nicht einmal wusste, dass es sie in El Salvador geben könnte, Natur, Menschen, die in NGOs engagiert sind, politische Parteien, die sich sozial für den Umweltschutz und die Verteidigung der Menschenrechte einsetzen. Ich sah die Bemühung vieler Menschen, ein El Salvador zu schaffen, das für das Wohlergehen seiner gesamten Bevölkerung da ist. Warum dürfen einige so reich sein, während andere nicht genug zu essen haben? Warum ist die Frau immer noch diesem patriarchalischen System unterworfen? Warum gibt es so viel Korruption? Wo bleiben die Rechte der Frauen und Männer, der Jugendlichen, der Mädchen und Jungen? Fragen, die schwierig zu beantworten sind…. Ich entschied, dass ich die Antworten mit der nötigen Zeit finden würde und dass ich sie durch meine Freiwilligenarbeit bei Consciente und vor allem in meinem täglichen Leben mit Freunden und Menschen, die ich getroffen habe, in konkrete Handlungen umsetzen würde.
Es kam der Internationale Frauentag: Als Frau und als Teil des Consciente-Teams gingen wir hin, um auf der Straße Rechte einzufordern und die traurige Realität von Gewalt, Femizid und mangelnder Rücksichtnahme in der Gesellschaft anzuprangern. „Rechte, die nicht verteidigt werden, sind Rechte, die verloren gehen.” Dies gilt jederzeit; es war, ist und wird wichtig sein, sich für diese Rechte einzusetzen, um sie zu erhalten.
April: Ich habe mir den Sonnenuntergang am Strand angesehen. Bei dieser Gelegenheit, angesichts der Schönheit des Meeres und der wilden Natur, bestätigte sich von Neuem die Gewissheit, dass El Salvador ein schönes Land sei – nicht nur wegen seiner Natur, sondern vielmehr wegen der Herzen seiner Bewohner*innen. Ein Freund sagte mir, dass die Menschen hier von Hoffnung und Träumen leben, die sie jeden Tag zu verwirklichen versuchen. Die salvadorianische Bevölkerung, die ich getroffen habe, ist in der Tag großartig; dieses Land hat das Potenzial, aus dem Einfachen, dem Alltäglichen, dem Lokalen etwas Neues und Besseres zu erschaffen. Die meisten Menschen haben täglich viel zu kämpfen, doch sie tun dies mit einem unbändigen Feuer, das nie erlischt.
Ich war stets begeistert, tiefgründige Gespräche mit jungen Leuten zu führen, die schließlich gute Freunde von mir wurden. Sei es während meiner Arbeit im Büro oder der Vorbereitung von Workshops und anderen Aktivitäten, zwischen dem Besuch von Schulen und einer Partie Basketball, während eines Spaziergang in der Natur oder bei einem Lagerfeuer – wir teilen sehr viel miteinander. Niemand kann mir die fröhlichen Gesichter, das Lächeln und das Vertrauen nehmen, das mir jene Kinder, Jugendliche und Erwachsene schenkten, die ich auf meinem Weg kennengelernt habe und die mir so viele Fragen stellten, Witze machten und mir Geheimnisse anvertrauten – ein unvergleichlicher Reichtum.
Mai: Zwischen Italienisch-, Englisch- und Rechtschreibkursen haben wir alle viel gelernt, wir haben viel gelacht, wir haben uns konzentriert, und schliesslich haben wir es geschafft. Einmal mehr wurde mir auch bewusst, wie schwierig es war, die Rolle der Lehrerin zu übernehmen. Es war kein blosser Sprachunterricht, sondern eine Lehre über das Leben selber und ein Teilen unterschiedlicher Lebenswelten. Wir begannen, über teils schwierige und noch immer tabuisierte Themen zu sprechen. Ohne Angst und mit Zuversicht schafften wir es so, uns gegenseitig zu bereichern. Man hört nie auf zu lernen, nie.
Es gibt viele Arbeitsbereiche, die Consciente abdeckt, und das Leitmotiv „für eine kritische und kreative Bildung“ widerspiegelt sich jeden Tag in den Stipendien- und Bildungsprogrammen, dem Projekt “Portal Educativo” (CAL-IMPACT), den Bemühungen und der großartigen Arbeit des Teams und aller Kämpfer*innen für eine bessere Gesellschaft.
Juni: Noch nie in meinem Leben war die Zeit so schnell vorübergegangen. Ich denke, es war eine magische Zeit, in der wir starke Bindungen schufen, hart arbeiteten, Projekte ins Leben riefen, Lächeln pflegten und Träume wahr machten. Es war nicht einfach, sich zu verabschieden. Die Lebenswege trennen sich nach unterschiedlichen Richtungen, doch eines ist sicher: Ich habe meine Familie, meine Freunde, meine Aktivitäten, meine Lieblingsplätze, meinen Raum, mein Zuhause gefunden – und so habe ich einen Teil meines Herzens in El Salvador gelassen. Ich habe mich in die Natur und die Menschen verliebt. Sie fragen mich heutzutage: „Was hat dir an El Salvador am besten gefallen?“ Meine Antwort mag einfach erscheinen, aber sie geht sehr tief: Menschen zu begegnen, mit ihnen zu lernen und zu wachsen und all die wunderbaren Erfahrungen zu teilen – mit den Menschen El Salvadors mit ihren großen, demütigen Herzen. Vielen Dank an alle für dieses unglaubliche Erlebnis!
Ich bin Consciente und dem SCI (Service Civil International) sehr dankbar, dass sie es mir ermöglicht haben, eine so intensive Lebenserfahrung mit einzigartigen Farben und Geschmäckern zu erleben. Und ich bin wirklich fasziniert von der Arbeit, die Consciente weiterhin für das Departement Morazán und seine Bewohner leistet: eine unglaubliche Zusammenarbeit und Koordination zwischen der Schweiz und El Salvador, eine echte Familie! Wie Malala sagt: „Ein Kind, ein Lehrer, ein Buch und eine Feder können die Welt verändern.” Bildung ist die einzige Lösung. Los geht’s!
Autorin: Annalia Bodeo, Schweizer SCI-Freiwillige bei Consciente El Salvador, Januar – Juli 2018
Hast du Lust, wie Annalia als Freiwillige nach El Salvador zu gehen? Mehr Informationen findest du hier:
Stadt Bern unterstützt CONSCIENTE-Projekte 2019 – 2022
/in CAL-IMPACT, Deutsch, Evaluation, Forschung, News/von Livia JakobEinblick ins CAL-IMPACT-Projekt:
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Weitere Informationen:
Einblick ins CAL-IMPACT-Projekt
/in CAL-IMPACT, Deutsch, Evaluation, Forschung, News/von Martina JakobUnser lokales Team in El Salvador hat ein Video zum CAL-IMPACT-Projekt erstellt – viel Spass dabei!
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Weitere Informationen:
6 meses de vida: sembrando proyectos, cultivando sonrisas, estableciendo conexiones, realizando sueños
/in Freiwilligenarbeitsprogramm, Spanisch/von Livia JakobAutora: Annalia Bodeo
Enlace a la versión alemana del artículo (Link zur deutschen Version des Artikels)
Me acuerdo todavía de aquel día en el que me contaron que había un proyecto excelente en El Salvador con jóvenes comprometidos, soñadores para cambiar una parte de la realidad a través de una mejor educación crítica y creativa, y todo esto gracias a una sensibilización y una concientización. Llegó el día anterior de mi viaje. Gran emoción y motivación. En Suiza estaba mi mochila y mi gran gana de ir a la aventura, al descubrimiento de una nueva visión del mundo, al poder compartir, crecer, aprender y dar todo mi saber y mi ser para seguir construyendo el camino de la Fundación Consciente El Salvador y sembrar nuevas semillas.
Me contaron y me siguieron contando de El Salvador… antes de venir aquí realmente no conocía nada de este hermoso país. Me dejé sorprender cada día por lo que es la cultura, la naturaleza, las personas, la comida, los valores, las costumbres, las tradiciones y mucho más.
Enero: Encuentros, novedades, un mundo completamente para descubrir, para vivir, la incorporación al equipo de trabajo Consciente, la sonrisa creciente cada día. El encuentro con muchos jóvenes. Encontré rápido mi lugar, mi hogar, mi familia donde me sentía bien. Gracias a estos jóvenes y a mi persona logré integrarme en seguida en lo que es la realidad de Morazán, descubriendo historia, valores, costumbres y todo lo complejo que puede ser una cultura. Fascinada por poder vivir y realizar esta experiencia estaba bien feliz al poder darle un nuevo sabor a lo que es la antropología que estudié durante mi licenciatura. Gracias a experiencias como estas los horizontes y las fronteras se borran y los ojos aprenden a ver de otra manera la realidad.
Febrero: Siguió el descubrimiento en todos los sentidos: gastronómicos, geográficos, humanos y más en el especifico de mi rol como voluntaria en la Fundación. Encuentros e intercambios fuertes con ex guerrilleros, mujeres sufriendo la cultura del machismo a diario, jóvenes con un pasado difícil. No siempre tan fácil de digerir. Estuve escuchando y sintiéndome tan cercanamente a esta personas confiándome partes de su vida que merecen mucha atención y que son complicadas de superar. Una sonrisa, un abrazo y una mirada fija: los ojos en los ojos. Pero porque tantas barreras, tantas fronteras? Aprendí en seguida que los limites no existen. Todos estos encuentros me impactaron; frente a las injusticias de un sistema que no funciona existe indignación y jóvenes llenos de buenos propósitos, de energía, de alegría, de pensamiento crítico y de consciencia de la vida. Por mi parte hice que mi estancia se convirtiera en una semilla parte del grande árbol Consciente que va creciendo y que florecerá con el tiempo.
Encontré la razón más fuerte por la que podía involucrarme y colaborar, dejar el signo en la lucha de la construcción del bienestar, del cambio social en la sociedad salvadoreña. Así fue: desde lo vivido y lo observado pero también escuchando y analizando los cuentos de jóvenes, tomé consciencia que mi parte principalmente habría sido trabajar con y para los jóvenes de Morazán, en el especifico de la región de San Francisco Gotera. Realicé este sueño: creé un proyecto y gracias al apoyo de muchos jóvenes empezamos a trabajar. Poco a poco la idea se fue concretizando y poniendo en práctica. Recre/acción: un espacio de divertimiento, cooperación, respeto, igualdad de género, socialización, intercambio, relajación, actividades deportivas, lúdicas, creativas con una mirada crítica y consciente sobre la realidad comprendiendo sensibilización y prevención. Hoy estos jóvenes siempre motivados siguen cada sábado en el INJUVE proponiendo actividades y reuniéndose. Me llena de felicidad! Una gota de agua en un océano donde existen muchas otras gotas que reunidas si pueden hacer la diferencia.
Marzo: Tuve la posibilidad de estar de observadora internacional de las elecciones y durante aquella experiencia mis horizontes se abrieron mucho. Lugares que ni sabía que podían existir en El Salvador, naturaleza, personas comprometidas en ONGs, partidos políticos, socialmente activos para la protección del medio ambiente, para las defensas de los derechos humanos. Un esfuerzo para crear un Salvador revitalizado para el bienestar de su gente. Porque algunos se permiten ser tan ricos y otros ni tienen lo suficiente para comer? Porque la mujer sigue siendo sometida por un sistema patriarcal? Porque existe tanta corrupción? Donde se han escondido los derechos de las mujeres, de los hombres, de las y los jóvenes, de las niñas y de los niños? Preguntas difíciles de contestar… decidí que las respuestas las iba a construir con el tiempo necesario y que las iba a convertir en acciones concretas a través de mi voluntariado en Consciente y sobre todo de mi aprendizaje gracias a la vida cotidiana, los amigos, las personas encontradas.
Llegó el día internacional de la mujer: como mujer y como parte del equipo Consciente fuimos para revindicar los derechos en las calles y denunciar la triste realidad de violencia, feminicidios y la baja consideración en la sociedad. “Los derechos que no se defienden, son derechos que se pierden” y esto siempre vale, fue, es y será importante activarse luchado para mantenerlos.
Abril: Fui a ver el atardecer en la playa. En esa ocasión en mis reflexiones contemplando la naturaleza salvaje, la belleza del mar vivi otro momento de confirmación que El Salvador es un país hermoso no solo por lo visible como la naturaleza sino más por el corazón de su gente. Me dijo un amigo que la gente aquí vive de esperanza y de sueños que cada día intenta lograr. Yo digo que la población salvadoreña que he conocido es genial, porque este país tiene un potencial de revolucionar a partir de lo sencillo, de lo cotidiano, de lo local aunque tenga la mayoría que luchar mucho cada día. Pero detrás de esta lucha está una llama encendida, un fuego que no se apaga.
Siempre me dio emoción compartir temas profundos con jóvenes que con el tiempo se volvieron buenos amigos míos… entre un trabajo en la oficina, la preparación de talleres y otras actividades, la visita a escuelas del departamento, entre un juego, unas bromas, un partido de baloncesto, un paseo en la naturaleza, una fogata y otras compartimos mucho. Nadie me puede quitar las tantas risas, las sonrisas, la confianza que me regalaron y aquellos niños, jóvenes y mayores que estuve encontrando durante mi camino haciéndome preguntas, algunos haciéndome bromas y otros confiándome algunos secretos. Un riqueza incomparable.
Mayo: Entre una clase de italiano, de inglés y de ortografía aprendimos todos: mis compañeros y compañeras por la novedad de compartir un momento conmigo y aprender idioma. Nos reímos bastante, nos concentramos y lo logramos. Yo también me di cuenta de cuánto difícil era una vez más tener el papel de docente. No fue sólo un enseñamiento puramente lingüístico, fue un aprendizaje de vida, un compartir desde muchas perspectivas. Nos pusimos a hablar y compartir sobre temas a veces complicados y todavía tabús. Pero sin miedo y con confianza logramos enriquecernos. Nunca se deja de aprender, nunca. Son muchas las áreas de trabajo que cubre Consciente y su emblema “por una educación critica y creativa” se refleja todos los días en los programas de becas, de educación y el proyecto del Portal Educativo, los esfuerzos, el gran trabajo hecho por el equipo y por los luchadores.
Junio: Nunca en mi vida el tiempo ha pasado tan rápido como en esta ocasión. Yo creo que fue un tiempo mágico en el que creamos lazos fuertes, trabajamos duro, sembramos proyectos, cultivamos sonrisas, establecimos conexiones, y realizamos sueños. No fue fácil decir hasta pronto. Los caminos de la vida siguen por distintos lados. Una cosa es cierta: encontré mi familia, mis amigos, mis actividades, mis lugares favoritos, mi espacio, mi casa y es así que dejé una parte de mi corazón en El Salvador. Me enamoré de la naturaleza y de la gente. Me preguntan en estos días “Qué es lo que más le gustó de El Salvador?” Mi respuesta puede parecer sencilla aunque es mucho más profunda en su esencia: conocer, aprender, crecer, compartir con la gente, la gente salvadoreña y su grande corazón humilde. Muchas gracias a todos por esta experiencia tan increíble!
Agradezco mucho a Consciente y el SCI (Servicio Civil Internacional) por haberme permitido vivir una experiencia de vida tan intensa con colores y sabores únicos. Y realmente me fascinó mucho el trabajo que sigue haciendo para el departamento de Morazán y su gente. Una colaboración y coordinación increíble entre Suiza y El Salvador, una verdadera familia! Que sigan así tan humanamente para lograr el objetivo, como dice Malala “Un niño, un profesor, un libro y una pluma pueden cambiar al mundo. La educación es la única solución”. Adelante!
Annalia Bodeo, Voluntaria del SCI en la Fundación Consciente El Salvador, enero – julio 2018.
Te gustaría hacer un voluntariado como Annalia? Aqui hay mas informaciones sobre voluntariados con el SCI:
Projektbericht Juni 2018
/in Deutsch, Projektbericht/von Martina JakobLiebe Freundinnen und Freunde
In den letzten Monaten ist in El Salvador so viel passiert, dass uns kaum je eine Verschnaufpause blieb. Umso wichtiger ist es, hier kurz innezuhalten und eine Zwischenbilanz zu ziehen. In diesem Bericht möchten wir Euch einen kurzen Überblick darüber bieten, was im Projektjahr 2018 schon alles gelaufen ist.
Ein Höhepunkt war sicherlich der Start unseres DEZA-prämierten Projekts „CAL-IMPACT“. 2400 Kinder an 29 Primarschulen nehmen seit Mitte April an Mathematik-Nachhilfeunterricht teil, der auf einem neuartigen Unterrichtskonzept basiert: Interaktives Lernen mit einer Computersoftware wird mit Werkstattunterricht, Gruppenarbeiten und Mathematikspielen kombiniert. Für die Kinder ist das eine ganz neue Erfahrung damit, dass – wie dies einer unserer Lehrer ausdrückt – „Lernen nicht langweilig sein muss!“
Auch in unseren anderen Projekten hat sich viel getan. So konnten wir zu Jahresbeginn fast 40 weitere Stipendien vergeben und ein zweites Wohnheim für Studierende aus abgelegenen Gemeinden eröffnen! Im Rahmen ihrer Sozialstunden haben die nunmehr 86 Stipendiatinnen und Stipendiaten eigene Projektideen entwickelt und sind mit Elan dabei, diese in ihren Gemeinden selbständig umzusetzen. So geben sie ihr Wissen weiter und übernehmen soziale Verantwortung. In unserer neuen Wochenendschule können sie sich ausserdem zu wichtigen gesellschaftlichen Themen wie Gender, Gewalt und Umwelt weiterbilden.
All diese Erfolge sind insbesondere unseren mittlerweile über 50 lokalen Mitarbeitenden in El Salvador zu verdanken, die unsere Arbeit mit viel Herzblut und Talent mitgestalten. Ebenso entscheidend ist jedoch auch Eure Unterstützung: Jede Spende, jeder Tipp und jede weitergeleitete Email macht für uns einen grossen Unterschied. Und da die Verwaltungskosten in der Schweiz weniger als 1% unserer Ausgaben ausmachen, kommen eure Beiträge nahezu vollständig in El Salvador an und bieten dort Kindern und Jugendlichen eine Chance auf gute Bildung und einen Ausweg aus der Armut.
Herzlichen Dank für alles und liebe Grüsse aus Bern,
Tina
Überblick Projektbericht Juni 2018
BILDUNGSINNOVATION | Lernen muss nicht langweilig seinWeiterlesen