• DE
  • EN
Consciente
  • Home
  • Über Consciente
  • Projekte
  • News
  • Evaluationen
  • Unterstützen
  • Kontakt
  • Menü Menü
Livia Jakob

Aus dem Leben von Glenda und Kelvin – Einblicke in das Stipendienprogramm 2018

30. Oktober 2018/in Deutsch, Stipendienprogramm/von Livia Jakob

Autorin: Malin Frey

Seit 2014 bin ich mehrmals jährlich bei Consciente El Salvador zu Besuch und noch bringt jeder Aufenthalt neue, prägende Erlebnisse mit sich. Im Juli dieses Jahres war ich wieder einen ganzen Monat in Morazán, um das Team vor Ort zu unterstützen und mir für die Schweizer Vereinsarbeit persönlich ein Bild von den laufenden Projekten zu machen. Unter anderem hatte ich die Möglichkeit, einer Generalversammlung unserer Stipendiatinnen und Stipendiaten beizuwohnen. Ich nutzte die Gelegenheit, persönlich mit ihnen zu sprechen. Es ist immer wunderbar, alte Gesichter wieder zu sehen – da dies bedeutet, dass sie dank unserer Patinnen und Paten erfolgreich studieren – und neue Gesichter zu entdecken – ein klares Zeugnis dafür, dass das Stipendienprogramm weiter gewachsen ist.

An diesem Anlass durfte ich auch Glenda kennenlernen. Sie lebt keine zwanzig Minuten vom Zentrum Goteras entfernt und doch in einer völlig anderen Welt. Die ärmliche Hütte aus Wellblech und Fundholz liegt gedrängt zwischen einer befahrenen Durchgangsstrasse und einem schmutzigen Rinnsal von Fluss in einem kleinen Aussenweiler hinter der Departements-Hauptstadt. Überall im und ums Haus liegen Verpackungen und Plastikflaschen, die zum vielseitigen Wiedergebrauch gesammelt werden. Alle Gegenstände werden hier so lange verwendet und ihrer ursprünglichen Funktion entfremdet, bis sie endgültig nicht mehr zu gebrauchen sind. Im Haus gibt es weder fliessendes Wasser noch Elektrizität; gekocht wird auf einem selbst gebauten Ofen unter einem Vordach, auf dem ein lustiges kleines Feuer tanzt. Glenda lebt dort zusammen mit ihrer kleinen Schwester, ihrer Mutter und ihrer Grossmutter. Ihr Vater, so erzählt die 18-jährige, habe ihre Mutter und die Familie verlassen. Dieses Schicksal teilt Glenda mit unzähligen anderen jungen Menschen im Departement. Die vier Frauen leben ohne geregeltes Einkommen und kommen mehr schlecht als recht über die Runden. So war nach der Schule klar, dass Glenda ohne externe Hilfe keine weiterführende Ausbildung würde machen können. «Es ist mein grosser Traum, ein Studium im Fach Medien und Kommunikation zu absolvieren», erklärt sie. «Erst dank der Hilfe von Consciente und der Unterstützung durch meinen Paten aus der Schweiz konnte ich meinem Traum ein Stück näherkommen und dieses Jahr ein Studium antreten.»

Als ältere Schwester eines mehr als zehn Jahre jüngeren Mädchens kennt Glenda den Umgang mit Kindern sehr gut. Wie viele junge salvadorianische Frauen in ihrem Alter kümmert sie sich mit ihrer Mutter und ihrer Grossmutter gemeinsam um die Erziehung und Aufsicht ihrer kleinen Schwester. Deshalb hat sie sich entschieden, auch während der Sozialstunden, die sie im Rahmen ihres Consciente-Stipendiums leistet, mit Kindern zu arbeiten. Während 180 Stunden im Jahr bietet sie in ihrer Freizeit Bastelstunden für Mädchen und Jungen in ihrer Gemeinde an. «Wir arbeiten mit Recyclingmaterialien, zum Beispiel mit leeren Plastikflaschen», erzählt Glenda stolz. Diese in jedem Haushalt massenhaft anfallenden Abfallmaterialien verwandelt Glenda mit den Kindern in nützliche oder hübsche Alltagsgegenstände und verleiht ihnen so ein zweites Leben. «Es gefällt mir sehr, mit den Kindern Zeit zu verbringen – das ist eine schöne Erfahrung.»

Auf die Frage, was sie sich für ihre Zukunft wünscht, sagt sie bescheiden: «Ich möchte mein Studium erfolgreich abschliessen, um eines Tages einer würdigen Arbeit nachgehen zu können. Und ich hoffe, dabei eine gebildete Person mit Prinzipien und Werten zu werden.»

Wie Glenda ist auch Kelvin seit Anfang dieses Jahres neu im Stipendienprogramm von Consciente und kann endlich seiner Leidenschaft für Physik im Rahmen eines Studiums nachgehen. «Mir gefällt alles, was mit der Umwelt zu tun hat! Ich möchte verstehen, wie unsere Welt beschaffen ist und wie alles funktioniert», erklärt er begeistert seine Studienwahl. «Ausserdem haben mir die Schulfächer Mathematik und Umwelt schon immer gefallen.»

Kelvin lebt im Gegensatz zu Glenda sehr weit von Gotera entfernt. Um ihn zu besuchen, muss man viel Zeit und gutes Schuhwerk mitbringen. Eine Strasse, die zum Haus führt, gibt es nicht. Nach einer mühseligen Fahrt muss das Auto geparkt werden, denn weiter geht es nur zu Fuss – auf Trampelpfaden, durch Weiden und über einen kleinen Fluss. Nach einem langen Fussmarsch kommt das Haus von Kelvins Familie in Sicht. Es ist wie viele bescheidene Behausungen in ländlichen Gegenden aus Lehm und Holz gebaut und hat ein Ziegeldach. Dort wohnt Kelvin mit seinen  Eltern, seinen zwei Brüdern und einem Onkel. Vor dem Haus ist der Wassertank, wo auch gewaschen und gespült wird. Im Inneren des Hauses sorgen ein paar Tücher, die von gespannten Seilen hängen, für etwas Privatsphäre für die vielen Familienmitglieder. Kelvin zeigt stolz auf seinen Arbeitsplatz: Unter den Schulabschlussfotos von einigen Familienmitgliedern und ihren Diplomen hat er sich einen Tisch eingerichtet, den er für sich und seine Hausarbeiten von der Uni benutzen kann. Darüber sorgt eine Lücke im Dach für mehr Licht. «Meine Eltern haben immer alles für mich getan», bemerkt Kelvin ernst, «und ich möchte später als Berufstätiger meiner Familie helfen können und der Gesellschaft etwas zurückgeben.» Auch ein unverkennbarer Wissensdurst dringt im Gespräch mit Kelvin immer wieder durch. «Ich möchte meinen Bachelor beenden und danach gerne einen Master absolvieren – und, wenn möglich, doktorieren. Ich möchte mich im Bereich der Radiologie und Meteorologie spezialisieren und später hoffentlich einmal mein Wissen als Dozent weitergeben.»

Nicht weit vom Haus entfernt liegt Kelvins Projekt für die Sozialstunden: eine kleine Baumschule. «Ich pflanze Bäume, um die extreme Entwaldung in unserem Land zu bekämpfen. Ich weiss, dass ich nicht im grossen Rahmen etwas verändern kann, aber ich will wenigstens tun, was in meiner Macht steht.» Sein Gespür für die Natur und ein Händchen für Pflanzen mag Kelvin von seinen Eltern mitbekommen haben. «Wir sind eine Familie von Landarbeitern», sagt er. Doch gibt das Stückchen eigenes Land, welches sie zusammen bewirtschaften, gerade mal genug her für den eigenen Gebrauch. Einkommen gibt es in der Familie kaum, und so hat Kelvin beschlossen, sich für ein Consciente-Stipendium zu bewerben. Als Stipendiat von Consciente nimmt er auch am hauseigenen Programm für Nachhaltigkeitsbildung teil. «Ich habe viele schöne Erlebnisse gehabt mit den anderen Stipendiatinnen und Stipendiaten. Ich kann nun zum Beispiel viel besser in Gruppen arbeiten und habe viel Neues gelernt. Vor allem aber habe ich tolle neue Freundschaften geschlossen.»

Weder Glenda noch Kelvin möchten sich ihre gute Ausbildung später zu Kopf steigen lassen, sondern sich selbst treu und der eigenen Gemeinde und Familie erhalten bleiben. «Ich möchte mir auch in Zukunft meine bescheidene Art erhalten; mich mit meinen Freunden treffen, an den Fluss gehen, Fussball spielen, wie in meiner Kindheit. Zwar hoffe ich, mich weiter zu entwickeln, doch ohne meine Wurzeln zu vergessen.»

Wie so oft hat mich die Begegnung mit den jungen Menschen des Stipendienprogramms sehr beeindruckt. Unsere Stipendiatinnen und Stipendiaten haben ausnahmslos mit vielen Entbehrungen zu kämpfen und schaffen es dennoch, sich mit voller Kraft ihrem Studium und ihrer sozialen Verantwortung zu widmen. Ihre persönlichen Geschichten sind es, die mich stets motivieren und mir immer wieder vor Augen führen, warum wir uns bei Consciente engagieren. Wir wünschen ihnen allen viel Erfolg und sind stolz, sie auf einem Teil ihres Weges begleiten und unterstützen zu können.

    Consciente-Stipendien:

  • STIPENDIUM FÜR TECHNISCHE AUSBILDUNG

    50 CHF pro Monat
    Dauer: 2-3 Jahre

  • STIPENDIUM FÜR HOCHSCHULAUSBILDUNG

    100-150 CHF pro Monat
    Dauer: 3-6 Jahre (Medizin: 8 Jahre)

  • TEILSTIPENDIEN

    Beliebiger Betrag
    ab 25 CHF pro Monat

Stipendium finanzieren

 

 

Livia Jakob

Stadt Bern unterstützt CONSCIENTE-Projekte 2019 – 2022

17. September 2018/in CAL-IMPACT, Deutsch, Evaluation, Forschung, News/von Livia Jakob

Der Gemeinderat der Stadt Bern hat CONSCIENTE eine Unterstützung von 200’000 CHF über vier Jahre zugesprochen. Das Geld wird in ein innovatives Ausbildungsprojekt in einer der ärmsten Regionen El Salvadors fliessen, das sich dem Problem der erschreckend tiefen Bildungsqualität an öffentlichen Schulen annimmt. Im Rahmen des DEZA-prämierten Pilotprojektes CAL-IMPACT wurden im Schuljahr 2018 bereits 2400 Schulkinder mit neuartigen pädagogischen Methoden und mit Unterstützung von spielerischer Lern-Software in Mathematik unterrichtet. Der Erfolg des Pilotprojektes wird von der Universität Bern wissenschaftlich evaluiert. Mit der finanziellen Unterstützung der Stadt Bern kann das CAL-IMPACT nun verfeinert und nachhaltig weitergeführt werden.


Einblick ins CAL-IMPACT-Projekt:

Untertitel (Deutsch oder Englisch) können auf der rechten Seite eingeschaltet werden.

Weitere Informationen:

Medienmitteilung als PDF
CAL-IMPACT Projekt-Video
Mehr zum CAL-IMPACT Projekt
Martina Jakob

Einblick ins CAL-IMPACT-Projekt

15. September 2018/in CAL-IMPACT, Deutsch, Evaluation, Forschung, News/von Martina Jakob

Unser lokales Team in El Salvador hat ein Video zum CAL-IMPACT-Projekt erstellt – viel Spass dabei!

Untertitel (Deutsch oder Englisch) können auf der rechten Seite eingeschaltet werden.

Weitere Informationen:

CAL-IMPACT Projekt-Video auf Youtube
Mehr zum CAL-IMPACT Projekt
Martina Jakob

Projektbericht Juni 2018

9. Juli 2018/in Deutsch, Projektbericht/von Martina Jakob

Liebe Freundinnen und Freunde

In den letzten Monaten ist in El Salvador so viel passiert, dass uns kaum je eine Verschnaufpause blieb. Umso wichtiger ist es, hier kurz innezuhalten und eine Zwischenbilanz zu ziehen. In diesem Bericht möchten wir Euch einen kurzen Überblick darüber bieten, was im Projektjahr 2018 schon alles gelaufen ist.

Ein Höhepunkt war sicherlich der Start unseres DEZA-prämierten Projekts „CAL-IMPACT“. 2400 Kinder an 29 Primarschulen nehmen seit Mitte April an Mathematik-Nachhilfeunterricht teil, der auf einem neuartigen Unterrichtskonzept basiert: Interaktives Lernen mit einer Computersoftware wird mit Werkstattunterricht, Gruppenarbeiten und Mathematikspielen kombiniert. Für die Kinder ist das eine ganz neue Erfahrung damit, dass – wie dies einer unserer Lehrer ausdrückt – „Lernen nicht langweilig sein muss!“

Auch in unseren anderen Projekten hat sich viel getan. So konnten wir zu Jahresbeginn fast 40 weitere Stipendien vergeben und ein zweites Wohnheim für Studierende aus abgelegenen Gemeinden eröffnen! Im Rahmen ihrer Sozialstunden haben die nunmehr 86 Stipendiatinnen und Stipendiaten eigene Projektideen entwickelt und sind mit Elan dabei, diese in ihren Gemeinden selbständig umzusetzen. So geben sie ihr Wissen weiter und übernehmen soziale Verantwortung. In unserer neuen Wochenendschule können sie sich ausserdem zu wichtigen gesellschaftlichen Themen wie Gender, Gewalt und Umwelt weiterbilden.

All diese Erfolge sind insbesondere unseren mittlerweile über 50 lokalen Mitarbeitenden in El Salvador zu verdanken, die unsere Arbeit mit viel Herzblut und Talent mitgestalten. Ebenso entscheidend ist jedoch auch Eure Unterstützung: Jede Spende, jeder Tipp und jede weitergeleitete Email macht für uns einen grossen Unterschied. Und da die Verwaltungskosten in der Schweiz weniger als 1% unserer Ausgaben ausmachen, kommen eure Beiträge nahezu vollständig in El Salvador an und bieten dort Kindern und Jugendlichen eine Chance auf gute Bildung und einen Ausweg aus der Armut.

Herzlichen Dank für alles und liebe Grüsse aus Bern,
Tina

Überblick Projektbericht Juni 2018

BILDUNGSINNOVATION | Lernen muss nicht langweilig sein

Nach dem Gewinn des Impact Awards der DEZA für unser Projekt „CAL‐IMPACT“ begann im April für 2’400 Schulkinder der zusätzliche Mathematikunterricht. Mit einem innovativen didaktischen Konzept, das individuelles Lernen am Computer mit Spielen und Gruppenarbeiten verbindet, soll das Bildungsniveau an öffentlichen Schulen verbessert werden

Weiterlesen

Martina Jakob

„Lernen muss nicht langweilig sein“: Start eines vielversprechenden Bildungsprojekts

25. April 2018/in Bildungsprogramm, CAL-IMPACT, Deutsch, Forschung, News/von Martina Jakob

Als die Kinder der dritten Klasse der Schule „Caserio el Chupadero“ zum ersten Mal am Computer arbeiten dürfen…

Weiterlesen
Christoph Kühnhanss

CAL-IMPACT-Container in Gotera angekommen

26. März 2018/in Bildungsprogramm, CAL-IMPACT, Deutsch, Forschung, News/von Christoph Kühnhanss

Am Freitag, 23.03.18, ist der Container für unser Projekt CAL-IMPACT nach langem Zittern und Bangen endlich in San Francisco Gotera angekommen. In den nächsten zwei bis drei Wochen wird eine Crew von fünf CONSCIENTE-MitarbeiterInnen die über 700 Computer aufbereiten und an die 29 ausgewählten Schulen ausliefern, sodass wir, wenn alles gut geht, Mitte April mit dem Computer-gestützen Mathematikunterricht beginnen können.

Die Reise des Containers von Bern nach Gotera war wahrlich eine Zitterpartie und ein Lehrstück für die schwierige Feldarbeit in Ländern wie El Salvador: Schon die Verschiffung ab Basel verzögerte sich wegen der Januarstürme (Rheinhochwasser), eine Woche Verspätung hatte das Conatinerschiff in Antwerpen. Trotzdem kam der Container dann fast wie geplant am 25.02. im salvadorianischen Hochseehafen Ajacutla an.  Aber den ganzen März über haben wir Listen, Fakturen, Quittungen und sonstige Dokumente für die Zollverwaltung heranschaffen müssen und immer hat noch etwas gefehlt. Schliesslich haben wir den nationalen Zolldirektoren, den Bildungsminister von Morazán und die Schweizer Botschaft in San José lanciert – am 23.3. morgens kam endlich die Freigabe. Was letztlich geholfen hat, wissen wir nicht, aber eine gute Lektion über die staatlichen Hürden in Entwicklungsländern war das allemal.

Am vergangenen Wochenende fanden die ersten IT-Schulungen mit den 40 LehrerInnen statt. Sie haben noch viel zu lernen und es wird eine strenge Prüfung geben, bevor wir sie in die Schulen schicken. Aber sie brennen alle darauf, endlich mit dem CAL-Unterricht starten zu können.

Mehr Informationen zu CAL-IMPACT
Christoph Kühnhanss

Feintuning unseres CAL-IMPACT-Projektes an der ETHZ

23. November 2017/in Bildungsprogramm, Deutsch, Forschung, News/von Christoph Kühnhanss
Am 20.11.2017 hat CONSCIENTE das Projekt CAL-IMPACT am Center for Development and Cooperation NADEL der ETHZ präsentiert – zusammen mit dem anderen Award-Gewinner, dem Schweizerischen Roten Kreuz. Ziel des eintägigen Workshop war es, unserem Projekt für computer-gestütztes Lernen in El Salvador den „letzten Schliff“ zu geben – bevor es dann im März 2018 richtig los geht. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des NADEL, erfahrene Praktikerinnen und Praktiker aus der Entwicklungszusammenarbeit und Vertreter der DEZA haben mit uns gemeinsam jeden einzelnen Schritt des Projektdesigns, der Evaluation und der Implementierung analysiert. Wir konnten hervorragende Inputs für eine weitere Optimierung von CAL-IMPACT mit nach Hause nehmen. Mit all den kritischen und konstruktiven Feedbacks sind wir nun bestens vorbereitet, um das sehr anspruchsvolle Projekt zum Fliegen zu bringen.

 

Mehr Informationen zu CAL-IMPACT
  • Bild: Unser Wissenschaftspartner Dr. Konstantin Büchel vom  Center for Regional Economic Development CRED bei der Präsentation der ersten Ergebnisse der Pilot-Matheprüfung, die fast 600 Schülerinnen und Schüler im Oktober absolvieren mussten. Doch trotz all dem schweisstreibenden Nachdenken waren die Prüfungsergebnisse gelinde gesagt lamentabel. Um so notwendiger sind Massnahmen zur Verbesserung der Unterrichtsqualität – wie das Projekt CAL-IMPACT.
Martina Jakob

Stipendien für 2018 gesucht: zu Besuch bei Blanca und Dalí

1. November 2017/in Deutsch, News, Stipendienprogramm/von Martina Jakob

Als wir in Chilanga ankommen, denke ich daran, dass hier vor einigen Tagen ein Mann umgebracht wurde. Die improvisierten Bambuswände der kleinen Hütte, die Blanca mit ihrer Mutter und ihren zwei Schwestern bewohnt, bieten den vier Frauen keinerlei Schutz. Die 18-jährige Gymnasiastin hat sich bei Consciente für ein Stipendium beworben.

Sie und knapp 30 andere Bewerberinnen und Bewerber erfüllen unsere Kriterien für ein Stipendium und sind damit in der Vorauswahl. Der nächste Schritt im Selektionsprozess ist ein Hausbesuch, bei welchem die sozioökonomischen Verhältnisse der Familien dokumentiert und die Angaben aus dem Bewerbungsformular sorgfältig geprüft werden. Dadurch wollen wir sicherstellen, dass unsere Stipendien an junge Menschen vergeben werden, welche voll und ganz auf diese angewiesen sind und mit dem Wissen aus ihrem Studium zur Verbesserung der Lebensumstände in ihrer Gemeinde beitragen wollen.


Zu Besuch in Chilanga

Während des Besuchs erfahren wir, dass Blanca ab Februar 2018 Medizin studieren möchte. Das Studienfach interessiert sie, weil es anspruchsvoll ist und man damit etwas für andere Menschen tun kann. Nach ihrem Studium will Blanca in Chilanga eine Praxis eröffnen, in welcher Menschen aus armen Verhältnissen kostenlos behandelt werden sollen. Viele Familien in Chilanga leben in extremer Armut und haben keinen Zugang zu guter medizinischer Versorgung. Ausserdem ist die Sicherheitslage in der Gemeinde prekär; allein im letzten Monat hatte Chilanga sieben Morde zu verzeichnen. Bildung ist eine der wirkungsvollsten Präventionsmassnahmen gegen Kriminalität und Gewalt. In Chilanga ist sie jedoch für viele Jugendliche unerreichbar.

Im nationalen Vergleichstest hat Blanca als eine der Besten im ganzen Departement abgeschnitten. An ein Studium ist trotzdem nicht zu denken: Blancas Vater kümmert sich schon seit Jahren nicht mehr um die Familie, während ihre Mutter für knapp 100 Dollar pro Monat auf dem Markt Gemüse verkauft. Blanca hat daher all ihre Hoffnung in ein  Consciente-Stipendium gesteckt – wenn es damit nicht klappt, wird sie wie ihre Mutter als Marktfrau ein Auskommen finden müssen.

„Wir werden deinen Antrag prüfen und dir in den nächsten Wochen Bescheid geben“, erklärt der Stipendienverantwortliche Joel, als wir uns von Blanca verabschieden. Dann machen wir uns mit dem Motorrad auf den Weg zum nächsten Hausbesuch – ins Bergdorf San Isidro.


Blanca möchte Medizin studieren.

Auf der Hauptstrasse Richtung Norden erwischt uns ein Gewitter. Nachdem wir die Stipendienunterlagen sorgfältig in Plastiksäcke verpackt haben, fahren wir durch den Regen weiter. Nach einer halben Stunde biegen wir in die sogenannte „Logitudinal del Norte“ ein – eine Autobahn ins Nichts. Sie ist das Resultat eines verfehlten Infrastrukturgrossprojekts. Auf der ganzen Strecke begegnen uns nur zwei Motorräder. In den Bergdörfern, die vor uns liegen, kann sich kaum jemand ein Auto leisten. Plötzlich hört die überdimensionierte Strasse auf und wir landen auf einem Waldweg, der nach San Isidro führt – in eine der ärmsten Gemeinden in Morazán. Dalí wohnt noch 45 weitere Minuten Fussmarsch vom Dorf entfernt. Hier gibt es keinen öffentlichen Verkehr mehr und auch mit dem Motorrad ist man kaum schneller. Wir werden bei jedem Schlagloch kräftig durchgeschüttelt, bis wir endlich vor der Lehmhütte stehen, in der Dalís Familie wohnt.


Dalís Familie wohnt in der Nähe des Bergdorfs San Isidro.

„Wisst ihr, manchmal ist einem das etwas unangenehm“, sagt Dalís Mutter ein wenig verlegen, als wir das Haus betreten. „Wir haben hier nur einen Raum. Wir leben bescheiden. Aber wie sagt man nicht so schön: Unter einer Bettdecke haben viele Leute Platz.“ Dalís Mutter ist Hausfrau, der Vater ist Bauer und bewirtschaftet ein gepachtetes Stück Land. Die Familie baut Mais und Bohnen an – wie fast alle Leute in der Region. Während des Bürgerkriegs sei das ein umkämpftes Gebiet gewesen, erklärt uns der Vater und zeigt auf die umliegenden Hügel. Da hätten auf allen Seiten die Bomben eingeschlagen. Er selbst habe während der 10 Kriegsjahre als Soldat mitkämpfen müssen.

Dalí möchte Jus studieren und Anwältin werden. „Seit ich erfahren habe, dass wir Menschen Rechte haben und diese oft verletzt werden, ist das mein grosser Traum“, erzählt sie uns und fügt an: „In meiner Gemeinde werden insbesondere die Rechte der Frauen oft verletzt. Der ‚Machismo’ ist allgegenwärtig. Falls ich studieren kann, möchte ich mich hier in der Region für Gerechtigkeit und Frauenrechte einsetzen.“

Nun ist es schon fast ein Jahr her, seit Dalí das Gymnasium abgeschlossen hat. Bildung war für sie schon immer sehr wichtig. Die Mutter erzählt stolz, wie gut ihre Tochter im nationalen Vergleichstest abgeschnitten habe – und das, obwohl sie mit hohem Fieber zum Test gegangen sei. Nach dem Gymnasium war aber zunächst Schluss mit Dalís Ausbildung. Die Familie kann die Kosten für ein Studium unmöglich tragen. So ist Dalí zuhause geblieben und hat ihrer Mutter im Haushalt geholfen. „Ich habe aber die Hoffnung nie aufgegeben und immer nach Möglichkeiten gesucht“, erzählt sie uns. „Und eines Tages hat mich meine Tante auf den Jugendkongress aufmerksam gemacht, den Consciente zusammen mit anderen Organisationen von Morazán durchführt. Ich konnte als eine der Vertreterinnen des Frauennetzwerks von Morazán teilnehmen. Der Kongress war eine unglaubliche Erfahrung für mich – da gibt es gar keine Worte dafür.“ Am Jugendkongress ist Dalí auch auf das Consciente-Stipendienprogramm aufmerksam geworden. Am Tag darauf hat die Familie kurzerhand die letzten drei Dollar zusammengekratzt und Dalí ist mit ihrem Vater nach Gotera gefahren, um das Bewerbungsformular auszufüllen. „Als gestern der Anruf für den Hausbesuch kam, habe ich fast geweint“, sagt Dalís Mutter. „Ich habe keine Familienangehörige, auf deren Unterstützung ich zählen kann. Meine Tochter ist unsere einzige Hoffnung.“


Dalí am II Jugendkongress von Morazán

Auf dem langen Heimweg denke ich über den unglaublichen Willen von vielen jungen Menschen in El Salvador nach, die ihren Umständen trotzen und für eine bessere Zukunft für ihre Familien und ihre Gemeinden kämpfen wollen. Und ich nehme mir vor, in den nächsten Wochen alles zu geben, um genügend Patinnen und Paten zu finden, die ihnen diesen Traum ermöglichen können.

 

Mehr Informationen zum Stipendienprogramm
Stipendium übernehmen
Christoph Kühnhanss

CONSCIENTE gewinnt den DEZA-NADEL-Preis für bestes Evaluationsprojekt

13. September 2017/in Bildungsprogramm, Deutsch, Forschung, News/von Christoph Kühnhanss
CONSCIENTE hat mit seinem Computer-Aided-Learning-Projekt CAL-IMPACT den „Impact Evaluation Award“ der Schweizer Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit DEZA und des Center for Development and Cooperation NADEL der Eidgenössischen Technischen Hochschule ETHZ gewonnen. Der mit zwei mal 50.000 CHF dotierte Preis wurde am 12.09.2017 im Rahmen der PEGnet-Konferenz in Zürich überreicht. Wir sind natürlich unheimlich stolz darauf, diese Auszeichnung gegen 32 Mitbewerber gewonnen zu haben.

Die finanziellen Mittel der DEZA werden uns die Realisierung und den wissenschaftlichen Survey unseres ehrgeizigen CAL-IMPACT-Projektes an den Schulen von Morazán ermöglichen. Am CONSCIENTE-Proposal hat den Experten zufolge besonde
rs gut gefallen: (1) die Klarheit des RCT evaluation designs und (2) der Intervention, (3) die längerfristigen Upscaling-Pläne des CAL-Programms auf nationales Niveau sowie (4) der Fokus auf computerunterstütztes Lernen. 

Im Rahmen des CAL-IMPACT-Projektes werden wir im Schuljahr 2018 computergestützten Mathematikunterricht für 600 SchülerInnen in Morazán anbieten. Das Projekt wird wissenschaftlich vom Center for Regional Economic Development CRED und vom Soziologischen Institut der Universität Bern begleitet, die mit einer Impact-Evaluationsstudie mit RCT-Design (Randomized Controlled Trial) den Effekt von CAL auf die Leistungen der SchülerInnen untersuchen werden. Das langfristige Ziel von CAL-IMPACT ist die Skalierung von CAL auf nationale und allenfalls internationale Ebene in Mittelamerika.

Das Projekt hat das Potenzial, zum Show-Case für die Schweizer Development Community zu werden. Die Abschlussstudie wird im Sommer 2018 erwartet und grossen Impact auf CONSCIENTE als NGO haben.

Link zur Award-Verleihung
Mehr Informationen zum Projekt und zum Forschungsdesign
Martina Jakob

Der zweite Jugendkongress von Morazán

15. August 2017/in Deutsch, Freiwilligenarbeitsprogramm/von Martina Jakob

Von Malin Frey

Wie geplant fand vom 31.07. bis 02.08.2017 der zweite Jugendkongress von Morazán statt. Im Vorfeld wurde ein Vorkongress durchgeführt, der die Jugendlichen, welche am Kongress teilnehmen würden, bereits mit dem Thema «Soziales Engagement und soziale Bewegungen» vertraut machen sollte. Zusätzlich zu den Jugendlichen verschiedener Organisationen der Red Alternativa Juvenil wurden Vertreterinnen und Vertreter von der Red Ciudadana de Mujeres, der Comunidades Eclesiales de Base und der Vereinigung für Veteranen eingeladen, an den Workshops und Diskussionen teilzunehmen. Als aktive soziale Organisationen können diese aus einem reichhaltigen Erfahrungsschatz in Bezug auf das Kongressthema schöpfen und die Jugendlichen daran teilhaben lassen.


Arbeit in Diskussionsgruppen am Vorkongress

In den Kleingruppen, die zur Diskussion der fünf Unterthemen gebildet wurden (Gender, Umwelt, soziale Bewegung in Morazán, Bildung von Unten, Selbstorganisation und partizipative Demokratie) tauschten die Mitglieder der verschieden Organisationen Erfahrungen, Meinungen und Ideen aus und bildeten sich gemeinsam weiter. Allgemein konnte zum letzten Kongress ein grosser Unterschied in Partizipation und Diskussionsniveau gespürt werden. Dies mag auf eine sorgfältige Auswahl der Teilnehmenden zurückzuführen sein. Ausserdem können einige der Jugendlichen auf einen beachtlichen Lernprozess während des letzten Jahres zurückblicken, insbesondere diejenigen, welche im Rahmen des Consciente-Projektes Red de Educadoras y Educadores selbst Workshops geben (das Projekt läuft in Zusammenarbeit mit der Red Alternativa Juvenil).

Die beiden Vorträge zu Beginn des Kongresses waren inspirierend und führten vielerorts zu angeregten Gesprächen unter Teilnehmenden. Miguel Ángel Ventura aus Morazán machte einen historischen Rückblick auf die Zeit vor und während des Bürgerkriegs und die dort miterlebten verschiedenen Prozesse der Organisation in Morazán, während der Kubaner Dayron Roque Lazo den etwas allgemeineren Diskurs über soziale Bewegungen Latein Amerikas anführte. Neben den fest geplanten Programmpunkten blieb auch Zeit zur persönlichen Vernetzung unter den Organisationen und zur Zerstreuung. Am zweiten Abend wurden alle Kleingruppen aufgefordert, eine künstlerische Darbietung irgendeiner Form vorzubereiten, welche dann alle mit einer Vorstellung des Theaters MOLIB und musikalischen Beiträgen zu einem gemütlichen und unterhaltsamen artistischen Abend zusammengefügt wurden. Viele Beiträge nahmen die besprochenen Thematiken auf und setzten sich auf künstlerische Weise mit den Inhalten auseinander (zum Beispiel in einem gemeinsam vorgetragenen feministischen Gedicht oder einem kurzen Theater über die Auswirkungen von Abholzung auf die Umwelt). Am letzten Tag wurden konkrete Ideen und Vorstellungen zum geplanten «Movimiento Popular de Morazán» zusammengetragen und schriftlich festgehalten. Das Organisationsteam ist momentan dabei, die verschiedenen Notizen zu systematisieren, bevor sie dann als Bericht vorgestellt werden sollen.

In der Online-Evaluation, die Consciente für alle Teilnehmenden erstellte, lässt sich das Fazit sehen: kumulierte 88% geben an, der Kongress habe ihnen insgesamt sehr gut oder gut gefallen. Auch einzeln gesehen schneiden verschiedene Aspekte des Kongresses sehr gut ab, so zum Beispiel die Inhalte, Freizeit und die Auswahl der Teilnehmenden. Etwas negativer wird die Logistik bewertet. In diesem Bereich gibt es auch einige Vorschläge zur Verbesserung. Allerdings widersprechen sich da auch manche Aussagen. Ansonsten ist auffällig, dass die Teilnehmenden mehr Vertiefung in die Thematiken, mehr Vorbereitung und mehr Konsequenz im Time Management wünschen, damit auch wirklich alle Aspekte diskutiert werden können. Das grosse Interesse an den Inhalten war spürbar und der Eindruck, den die Workshops hinterlassen haben, zeichnet sich auch schon in den Verbesserungsvorschlägen ab. So fordert ein Teilnehmer zum Beispiel, dass bei den Kursmaterialien mehr Recycling betrieben werden soll.

Wir bedanken uns herzlich beim SCI Schweiz, der dieses Projekt finanziert und unterstützt hat!

Mehr Informationen zur Zusammenarbeit mit dem SCI Schweiz
Website SCI Schweiz
Seite 3 von 512345

Social Media

  • Facebook (Consciente Schweiz)
  • Facebook (Fundación Consciente)
  • Twitter (Consciente Schweiz)
  • Instagram (Consciente Schweiz)
  • Youtube (Consciente Schweiz)

Fundación Consciente auf Facebook

Consciente Schweiz auf Facebook

DAS KANNST DU TUN


Spenden

Stipendium übernehmen

Mitglied werden

Einsatz vor Ort leisten

DOKUMENTE

  • Downloads
  • Ethik- und Verhaltenskodex
  • Datenschutzerklärung
  • FAQs zum Stipendienprogramm

CONSCIENTE UNTERSTÜTZUNGSVEREIN (SCHWEIZ)

Granatweg 13, 3004 Bern
+41 31 631 48 46
info@consciente.ch

Postkonto: 61-755964-1
IBAN: CH23 0900 0000 6175 5964 1
  • facebook
  • twitter
  • instagram
  • youtube

FUNDACION CONSCIENTE (EL SALVADOR)

Colonia Francisco Morazán, Calle Efraín Villatoro, Casa # 14, San Francisco Gotera, Morazán
+503 2654 3033
info@consciente.ong

  • facebook
  • website
© Copyright - Consciente El Salvador
  • Facebook
  • Twitter
  • Instagram
  • Youtube
Nach oben scrollen