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Livia Jakob

Die Corona-Pandemie in El Salvador: Unser lokales Team berichtet

13. April 2020/in Deutsch, News, Nothilfe, Spanisch/von Livia Jakob

Für ein Land wie El Salvador stellt die Corona-Pandemie eine riesige Herausforderung dar. Mangelhafte medizinische Kapazitäten, schwache Institutionen und grassierende Armut machen es schwierig, die Menschen angemessen zu schützen. Sieben Personen aus unserem Koordinationsteam erzählen, wie sie die Situation vor Ort erleben und trotz allem weiterarbeiten – denn sie werden gebraucht.

Übersetzung: Lena Ackermann

 

 

Idalia Claros (Nachhaltigkeitsbildung)

Wegen COVID-19 befinden wir uns in El Salvador seit dem 14. März im Ausnahmezustand. Seit dem 22. März gibt es eine totale Ausgangssperre. Schwierig ist, dass unsere Bevölkerung nicht nur einem gesundheitlichen Risiko ausgesetzt ist, sondern auch zunehmender militärischer Kontrolle, da die verfassungsmässigen Grundrechte ausser Kraft gesetzt wurden. Am stärksten betroffen sind die Menschen, die gesellschaftlich und historisch am schlechtesten gestellt sind. Denn in Quarantäne zu leben ist ungleich schwieriger für eine Familie, deren Existenz nicht gesichert ist. Tausende von Familien lebten von einem Dollar am Tag – und haben jetzt gar kein Einkommen mehr.

In El Salvador ist diese Krise nicht nur eine gesundheitliche Herausforderung, sondern sie verschärft auch wirtschaftliche und soziale Probleme. Dazu gehören geschlechtsspezifische Gewalt, Machtmissbrauch der Polizei und der Armee, Lebensmittelknappheit, schlechte medizinische Behandlung und Überbelegung der Spitäler.

In diesem Kontext haben auch wir vom Consciente-Team Sicherheitsmassnahmen ergriffen und unsere Planung kurzfristig angepasst. So haben wir für den Moment alle Aktivitäten vor Ort und in Gruppen abgesagt, wovon insbesondere das Projekt für Nachhaltigkeitsbildung stark betroffen ist. Nun arbeiten wir online und nutzen unsere Zeit, um pädagogische und methodologische Leitfäden für unsere Workshops zu erarbeiten. Auf diese Weise wird die Arbeit des Programms weitergeführt und wir sind entschlossen, unsere Ziele zu erreichen und einen Beitrag zum sozialen Wandel in Morazán zu leisten.

 

Emely Montiel  (Sekretariat)

Die Situation im Land ist ernst, denn leider hat El Salvador weder die nötigen Mittel noch die Werkzeuge, um diese Pandemie in den Griff zu bekommen. Viele Menschen leben in Armut, vor allem in den ländlichen Gebieten. Dort gibt es keine Krankenhäuser oder Apotheken, um Medikamente zu besorgen. Um Nahrungsmitteln zu besorgen, muss man eine Transportmöglichkeit finden oder Stunden zu Fuss geben. An solchen Orten leben viele Menschen, Erwachsene ebenso wie Kinder. Darum müssen wir die Ärmsten unterstützen, so gut wir können. Wir brauchen Lebensmittel, Medikamente und Wasser, damit diese Menschen ihren täglichen Gebrauch decken können.

Wir schicken herzliche Grüsse aus dem kleinen El Salvador. Wir bedanken uns für Ihre Hilfe und Unterstützung in dieser Situation, die uns alle auf der ganzen Welt betrifft.

 

Jonathan Sanchez (CAL-IMPACT, Mathematik)

Mein Name ist Jonathan Sanchez und ich arbeite im Projekt für Bildungsinnovation im Bereich der Mathematik. Nun arbeiten wir von zu Hause aus und setzen uns weiter mit grossem Enthusiasmus für eine bessere Bildung in Morazán ein. Die Bevölkerung befindet sich aufgrund der sozioökonomischen Bedingungen in El Salvador in einer sehr schwierigen Situation. Denn hier bedeutet zuhause zu bleiben für viele, dass sie ihr tägliches Einkommen verlieren. Viele Menschen leben von dem bisschen Geld, dass sie jeden Tag einnehmen; Gelegenheitsjobs gibt es kaum welche. Die Regierung ergreift zwar Massnahmen, die aber leider nicht der Mehrheit der Bevölkerung zugutekommen. Dies führt zu Chaos und Unstimmigkeit in der Gesellschaft: Viele Menschen liessen sich von ihren Impulsen mitreissen und sind auf die Strasse gegangen, um dafür zu protestieren, dass sie Hilfe erhalten. Dies wird sich bestimmt negativ auf die Anzahl der angesteckten Personen auswirken.

 

Gricelda Véliz (Programm für Nachhaltigkeitsbildung)

Ich heisse Gricelda Véliz und arbeite im Team für Nachhaltigkeitsbildung. Durch die Pandemie befindet sich El Salvador in einer alarmierenden Situation: Viele Menschen, die im informellen Sektor beschäftigt sind und nicht mehr arbeiten dürfen, haben nun keine Mittel mehr, um Essen zu kaufen. Menschen in extremer Armut leben oft von der Hand in den Mund. Sie sind es auch, die am stärksten von der Situation betroffen sind. Es sind oft ältere Menschen, die vom Strassenverkauf leben, oder alleinerziehende Mütter, die vier oder fünf Kinder ernähren müssen. Die Situation ist wirklich besorgniserregend.

 

Alonzo Solís (CAL-IMPACT, LehrerInnen-Weiterbildung)

Ich heisse Alonzo Solís und ich gehöre zum Team von Consciente El Salvador. Trotz der Pandemie, in der wir uns weltweit befinden, arbeiten wir weiter mit grossem Enthusiasmus – auch wenn wir das von zuhause aus tun müssen.

Wir können unsere Projekte vielleicht nicht so durchführen, wie wir sie geplant haben, aber wir arbeiten mit voller Kraft an jedem von ihnen. Im Moment entwickeln wir zum Beispiel Leitfäden und Videos zur Vermittlung mathematischer Inhalte. Ausserdem arbeiten wir an Workshops zur Förderung der psychischen Gesundheit von Schulkindern, die wir in unser CAL-IMPACT-Projekt einbauen wollen. Dafür kreieren wir Geschichten zu Themen wie Empathie, Selbstbewusstsein, Schmerz, positiver Disziplin oder Familie.

Die momentane Situation trifft viele Menschen sehr hart, sowohl ökonomisch als auch gesundheitlich. Sie haben nun kein Einkommen mehr, mit dem sie die Grundbedürfnisse ihrer Familien decken können. Dies ist leider unvermeidlich, da unsere Gesundheit oberste Priorität hat. Wir hoffen, dass die Situation sich bald verbessert und wir nach vorne schauen können.

 

Mirian Benítez  (CAL-IMPACT, Pädagogik)

Am 21. März mussten wir alle das Büro von Consciente zu uns nach Hause verschieben. Das war kompliziert, denn der öffentliche Verkehr fuhr nicht mehr regelmässig und wir mussten zu Fuss gehen. Es war eine Woche voller Unsicherheiten und ich war traurig, dass unser Projekte nicht wie gewohnt weiter funktionieren würden. Das Zentrum unseres Projekts sind die Kinder und Jugendlichen, die Lehrerinnen und Lehrer – wie sollte das Projekt ohne sie weitergehen? Aber dann merkte ich, dass unsere Projekt nicht stillstehen müssen. Wir begannen, über interaktive Plattformen mit den Lehrpersonen zu arbeiten. Nun planen wir unsere Projekte von zuhause aus. Trotzdem gibt es viel Unsicherheit, da wir nicht wissen, wie lange die Schulen geschlossen bleiben. Es wird die beste Nachricht sein, wenn diese Krise vorbei ist und die Schulen wieder öffnen können.

 

Gilberto Ambrocio (Programm für Nachhaltigkeitsbildung)

Was unser Land und die Welt im Moment erleben, ist uns so noch nie passiert. In El Salvador stehen wir in vielen Bereichen vor einer grossen Krise. Es ist traurig, jeden Tag mit unzähligen schlechten Nachrichten zu beginnen, die vermitteln, in welcher Situation sich viele Familien überall in El Salvador befinden. Vielleicht bin ich zu jung; ich habe jedenfalls noch nie so etwas gesehen. Ich weiss, dass unser Land in seiner Geschichte viele schwierige Momente erlebt hat, von sozialen Problemen und Ungleichheit bis zu Invasionen und Kriegen. Immer wurde versucht, nach vorne zu schauen, denn wir sind es gewohnt, durchzuhalten. In solchen Situationen zeigen sich die ungerechten Bedingungen hier umso stärker, und viele arme Familien sind besorgt, weil sie kein Geld haben und nichts zu Essen. Trotzdem verlieren wir die Hoffnung nicht, dass wir das überstehen werden. Diese Krise wird uns alle etwas lehren – vor allem jene, die Entscheidungen über unser Land treffen: Wir wissen nun umso mehr, dass es unser Engagement braucht. Eine würdige Arbeit bedeutet, Menschen Sicherheit zu geben. Ich hoffe, wir haben bald gegen diese Krankheit gewonnen.

 

COVID-19: Nothilfe-Kampagne

Um die schwächsten Menschen und Familien in Morazán mit Grundnahrungsmitteln und Hygieneprodukten zu versorgen, lanciert Consciente eine lokale Nothilfe-Kampagne. Unterstütze uns jetzt mit einer Spende und hilf so den freiwilligen Helferinnen und Helfern vor Ort, das Schlimmste zu verhindern!

Weitere Informationen
Livia Jakob

Erfahrungsbericht von Imelda, ehemalige Consciente-Stipendiatin

1. November 2019/in Deutsch, Stipendienprogramm/von Livia Jakob

Autorin: Imelda (20), Absolventin in „Ökologischer und kultureller Tourismus“ und ehemalige Consciente-Stipendiatin

Übersetzung: Sales Hollinger

Mein Name ist Imelda Yamileth Cruz Granados. Ich bin derzeit 20 Jahre alt und lebe in der Gemeinde Corinto im Departement Morazán. Im Jahr 2016 habe ich in derselben Gemeinde meinen Gymerabschluss gemacht mit dem Traum, an die Universität studieren zu gehen und eine berufliche Laufbahn einzuschlagen.

Im Januar 2017 wurde ich auf einen Verein aufmerksam – Consciente – der junge Menschen durch die Bereitstellung von kostenlosem Wohnraum in einem sog. Studierendenwohnheim (casa estudiantil) unterstützt und ihnen so ein Studium an der Technischen Hochschule in Morazán ermöglicht. Ich stattete diesem Verein einen Besuch ab, deckte mich mit Informationen ein und entschied mich schliesslich, mich für einen Platz im Studierendenwohnheim zu bewerben – somit begann dieses große Abenteuer. Consciente hiess meine Bewerbung gut und wir besiegelten die gegenseitigen Rechte und Pflichten in einem Vertrag. Nachdem auch die Zulassung zum Studium reibungslos genehmigt wurde, begann ich schliesslich im März desselben Jahres einen Studiengang namens «Ökologischer und kultureller Tourismus».

Das Studierendenwohnheim, in dem ich mit anderen Stipendiat*innen wohnte, war wunderschön. Wir waren alle im gleichen Alter und das Zusammenleben funktionierte problemlos, nicht zuletzt dank eines “Ämtliplans”, der die anfallenden Arbeiten im Haushalt klar verteilte. Oft kam eine Verantwortliche von Consciente vorbei und stellte sicher, dass alles in Ordnung war. Neben Unterkunft und Essen stellte Consciente auch die Unterrichtsmaterialien zur Verfügung, die wir benötigten, um unsere Hausaufgaben zu erledigen. Im Rahmen des Programms für Nachhaltigkeitsbildung nahmen wir zudem an Workshops zu Gender und Umwelt teil. Diese wurden von Consciente durchgeführt und waren für sämtliche Stipendiat*innen obligatorisch. Bei diesen kreativen und sehr partizipativen Workshops – wir nannten sie “Encerronas”– zelteten wir jeweils ein ganzes Wochenende unter freiem Himmel und erhielten Besuch von Freiwilligen aus der Schweiz und Italien, die die Workshops auf sehr harmonische Weise begleiteten.

Unser Stipendium verpflichtete uns, jedes Jahr eine bestimmte Anzahl von Sozialstunden zu leisten. In diesem Rahmen habe ich an einem Aufforstungsprogramm von Consciente teilgenommen sowie an einem Projekt namens REEPM (Red de Educadores y Educadores Populares de Morazán). Dabei werden junge Menschen  zu sog. Educadores Populares ausgebildet, die dann als Bildungsmultiplikator*innen mit Gemeinden und Jugendorganisationen zusammen Gender- und Umweltworkshops durchführen und so die kritische Auseinandersetzung mit gesellschaftlich sensiblen Themen fördern. So verbinden sich Stipendium und Studium auf fruchtbare Art und Weise.

Ich liebte mein Studium, denn der Tourismus und die anderen Fächer, die ich besuchte, interessierten mich sehr. Ich habe dabei viel gelernt und das Studium mit guten Noten abgeschlossen, so dass ich hoffen darf, auch im Berufsleben erfolgreich Fuss zu fassen. Nun ist diese wichtige Phase in meinem Leben vorbei. Das Consciente-Stipendium war eine der grössten Chancen, die ich je hatte, und wie viele meiner ehemaligen Co-Stipendiat*innen habe ich sie voll ausgeschöpft. Ich durfte viele neue Freundschaften knüpfen und mir wurden unzählige Türen geöffnet, um meine intellektuellen Fähigkeiten zu entwickeln. Consciente setzt sich für uns jungen Menschen ein und eröffnet uns Zukunftschancen, die nur wenigen offenstehen. Im Studierendenwohnheim von Consciente wuchsen wir zu einer Familie zusammen, in der wir uns alle gegenseitig unterstützten und gemeinsam weiterkamen.

Stipendienprogramm – so funktioniert’s:

Im Stipendienprogramm von Consciente ermöglichen Menschen aus der Schweiz und Deutschland engagierten Jugendlichen aus armen Verhältnissen im Departement Morazán eine technische oder universitäre Ausbildung.

Finanzielle Unterstützung: Das Stipendium in Schweizer Franken entspricht dem Betrag in US-Dollar, den die Jugendlichen monatlich ausbezahlt bekommen.​

Soziales Engagement: Die Stipendiatinnen und Stipendiaten leisten jährlich 100-180 Sozialstunden in einem der Projekte von Consciente oder in einem eigenen Projekt in ihren Gemeinden.

Briefkontakt: Bei einem persönlichen Stipendium besteht die Möglichkeit, mit der zugeteilten Person regelmässigen Briefkontakt zu pflegen.

Consciente-Stipendien

  • Stipendium für technische oder akademische Ausbildung
    80-150 CHF pro Monat
    Dauer: 2-6 Jahre (Medizin: 8 Jahre)
  • Teilstipendien
    25-75 CHF pro Monat
    Dauer: 2-6 Jahre​

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Mehr Informationen zum Stipendienprogramm
 
Mehr Informationen zum Studierendenwohnheim

 

Livia Jakob

Erfahrungsbericht von Glenda, ehemalige Consciente-Stipendiatin

1. November 2019/in Deutsch, Stipendienprogramm/von Livia Jakob

Autorin: Glenda, Absolventin Lehramt und ehemalige Consciente-Stipendiatin

Übersetzung: Sales Hollinger

Im Jahr 2015 erhielt ich von der Stiftung Consciente El Salvador ein bezahltes Universitätsstipendium zugesprochen. Dies war meine einzige Geldquelle, um mein Studium zu finanzieren, und so fokussierte ich mich vollständig darauf, das Studium erfolgreich zu meistern. Ich spürte eine Verpflichtung nicht nur gegenüber Consciente, sondern auch mir selber: Ich wollte studieren, um eines Tages ein proaktiver Teil des gesellschaftlichen Wandels in meinem Departement zu werden.

Als ich erfuhr, dass mein Stipendienantrag bewilligt worden war, verspürte ich grosse Begeisterung – ein Traum ging in Erfüllung. Meine Mutter und Geschwister halfen mir umgehend dabei, die nächsten Schritte in die Wege zu leiten. Ich durfte diese grossartige Chance nicht verpassen, denn meine Familie würde niemals in der Lage sein, von dem winzigen Einkommen auch nur ansatzweise ein Universitätsstudium zu finanzieren. Ich spürte die Erwartung und die grosse Verantwortung, die mit dieser Möglichkeit einherging.

Dank all der wohlwollenden Menschen, die mir dieses Stipendium ermöglichten, eröffneten sich mir nun Türen, die für die Mehrzahl meiner Schulkolleg*innen verschlossen bleiben würden. Ich entschied mich für das Studium als Sprachlehrerin für die Oberstufe und das Gymnasium. Als einzige Gegenleistung für das Stipendium musste ich jährlich 180 Sozialstunden leisten, und so unterrichtete ich nebenbei im Centro Escolar Cantón San José in Gotera. Dort bot ich Kurse in Kalligrafie und Rechtschreibung an und versuchte, die Kunst des Lesens und des Schreibens auf spielerische Weise zu vermitteln – eine innovative Form der Bildung, die für viele völlig ungewohnt war.

Mein erstes Studienjahr war ziemlich anspruchsvoll, da für mich alles neu war während dieser Phase. In einigen Fächern verstand ich nicht sehr viel, doch die Menschen von Consciente waren stets da und unterstützten mich, wo es ging – unser gemeinsames Ziel war es, irgendwie durchzukommen. Das zweite Jahr stand im Zeichen eines Hochschulaustauschs, in dessen Rahmen wir Universitäten umliegender Länder besuchten, um deren Kultur und Unterrichtsformen kennenzulernen. Daneben durfte ich an mehreren Consciente-Workshops teilnehmen und mein Wissen in gesellschaftlich relevanten Bereichen vertiefen.

Im dritten Jahr stand mit den Unterrichtspraktika die wichtigste Phase des Studiums an. Ich absolvierte sie am Instituto Nacional in Gotera. Der direkte Umgang mit Studierenden bildet einen grundlegenden Teil der Ausbildung zur Lehrtätigkeit und war zugleich aufregend und anspruchsvoll.

Ende Dezember letzten Jahres hatte ich die Kurse bereits alle absolviert, und es blieb mir nur noch eine Prüfung (ECAP) zu bestehen. Gesagt, getan – schliesslich wurde mir an der Abschlussfeier mein Diplom überreicht.

Ohne die Hilfe von Consciente hätte ich es nie geschafft, so weit zu kommen. Sie haben mir ihr Vertrauen geschenkt und ich habe sie nicht enttäuscht. Nun fühle ich mich umso mehr verpflichtet, meinerseits einen Beitrag zur Ausbildung eines jeden Kindes zu leisten. Ich bin jetzt eine ausgebildete Fachfrau und verspüre eine grosse Zufriedenheit und Handlungsfähigkeit. Vor allem aber bin ich Gott und der Stiftung Consciente sehr dankbar. Nun möchte ich weiterhin vorwärtskommen und das Beste aus meiner künftigen Arbeit herausholen.

Bereits während der Lehrpraktika begann ich, das erworbene Wissen in die Praxis umzusetzen. Unterdessen bin ich voll und ganz ins Berufsleben eingestiegen und sehr glückliche bei meiner Arbeit. Denn das klein wenig Wissen, das in den Kindern täglich beibringen kann, hat in der Summe eine grosse Auswirkung. Zurzeit arbeite ich mit Consciente daran, durch kreative Lernmethoden die Qualität der Bildung fortlaufend zu verbessern. Diese Arbeit ist sehr produktiv und befriedigend.

Consciente besteht aus lauter engagierten Menschen, die ein gemeinsames Ziel verfolgen: die Qualität und den Zugang zu Bildung zu verbessern. Wenn ich an den Unterschied denke, der das Stipendium für meine eigene berufliche Laufbahn bedeutet, verspüre ich eine tiefe Dankbarkeit gegenüber allen Spenderinnen und Spendern. Wo ich lebe, gibt es wegen der mangelnden finanziellen Ressourcen kaum Menschen mit einer festen Stelle, denn dafür bedarf es fast immer eines Hochschulabschlusses.

Inzwischen bin ich ein Mensch geworden, der sich dank der vielen guten Vorbilder in das soziale Engagement verliebt hat. Deshalb versuche ich alles, um die gesellschaftlichen Verhältnisse irgendwie zu verbessern. In meiner Gemeinde bewundern mich viele dafür, dass ich diese Gelegenheit gepackt habe. Aber gleichzeitig bin ich auch ein Ansporn für die junge Generation, ihre Träume ebenfalls zielbewusst zu verfolgen und nie aufzugeben. Es beeindrucken sie die kleinen Schritte und die grossen Opfer, die ich hinter mir habe. Ich fühle gegenüber meiner Gemeinde eine grosse Bescheidenheit und setze mich Tag für Tag mit Leidenschaft dafür ein, die Bedingungen der Menschen hier zu verbessern.

Stipendienprogramm – so funktioniert’s:

Im Stipendienprogramm von Consciente ermöglichen Menschen aus der Schweiz und Deutschland engagierten Jugendlichen aus armen Verhältnissen im Departement Morazán eine technische oder universitäre Ausbildung.

Finanzielle Unterstützung: Das Stipendium in Schweizer Franken entspricht dem Betrag in US-Dollar, den die Jugendlichen monatlich ausbezahlt bekommen.​

Soziales Engagement: Die Stipendiatinnen und Stipendiaten leisten jährlich 100-180 Sozialstunden in einem der Projekte von Consciente oder in einem eigenen Projekt in ihren Gemeinden.

Briefkontakt: Bei einem persönlichen Stipendium besteht die Möglichkeit, mit der zugeteilten Person regelmässigen Briefkontakt zu pflegen.

Consciente-Stipendien

  • Stipendien für technische oder akademische Ausbildung
    80-150 CHF pro Monat
    Dauer: 2-6 Jahre (Medizin: 8 Jahre)
  • Teilstipendien
    25-75 CHF pro Monat
    Dauer: 2-6 Jahre​

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Livia Jakob

Erfahrungsbericht von Bernaldino, ehemaliger Consciente-Stipendiat

1. November 2019/in Deutsch, Stipendienprogramm/von Livia Jakob

Autor: Bernaldino (25), Absolvent in Mathematik und ehemaliger Consciente-Stipendiat

Übersetzung: Sales Hollinger

Ich wurde in einer ländlichen Region geboren, auf einem Berg fernab der Stadt – einem Ort, wo auch heute noch junge Menschen kaum Möglichkeiten haben, an der Universität zu studieren. Vor zehn Jahren wurde mir der Fuss amputiert, und keine drei Wochen später verliess ich mein Zuhause auf der Suche nach einer besseren Ausbildung. Ich arbeitete und studierte fünf Jahre lang in einer kleinen Stadt namens Yamabal, wo ich die Grund- und Sekundarschule absolvierte. Ende 2015 entschied ich mich, meine Ausbildung fortzusetzen, obwohl ich in den letzten Monaten des Jahres keinerlei finanzielle Unterstützung erhielt. Ich arbeitete daher noch mehr, um Geld zu sparen und im darauffolgenden Jahr das Studium zu beginnen.

Ein Jahr später erhielt ich dann die Nachricht, dass ich die Zulassungsprüfung zur besten Uni meines Landes, der Universidad Nacional, bestanden hätte. Zum lachenden gesellte sich ein tränendes Auge, denn ich musste in eine Stadt ziehen, in der das Leben sehr teuer war. Tatsächlich waren meine Ersparnisse bereits zwei Wochen nach Unterrichtsbeginn erschöpft. Ich übernahm neben dem Studium einige Malerarbeiten in einer anderen Stadt, wo ich niemanden kannte, und so hielt ich mich eher schlecht als recht über Wasser. Eines Tages dann erzählte mir Melissa, eine Klassenkameradin, von Consciente: einer Stiftung, die mittellosen Jugendlichen finanzielle Unterstützung bietet und ihnen so ein Studium ermöglicht. Sie selber erhalte bereits ein solches Stipendium. Am darauffolgenden Tag reiste ich nach Gotera, wo Consciente seinen Sitz hat, und bewarb mich für ein Hochschulstipendium. Bald riefen sie mich an und teilten mir mit, dass das Stipendium für mich genehmigt wurde, dass ich eine Patin namens „Lissi“ hätte, die, ohne mich zu kennen, an mich glaube und mir finanzielle Unterstützung gewähren möchte. Von da an hatte ich genug Geld für mein Studium und konnte mit meinem Nebenjob sogar meine Mutter und meinen kranken kleinen Bruder ein wenig unterstützen.

Das Stipendium war für mich nicht nur eine grossartige Erfolgsgeschichte, sondern auch Ausdruck von einer besonderen Liebe, die ich empfangen durfte. Da gibt es Personen, die anderen, ihnen unbekannten Menschen dabei helfen, ihre Träume zu verwirklichen. Während der drei Jahre meines Stipendiums fühlte ich mich aufgehoben wie in einer Familie, denn die Mitarbeitenden von Consciente sind äusserst freundlich und liebevoll und waren jederzeit für mich da.

Ich liebte es, meine Sozialstunden zu leisten, die ich mit Kindern meiner Gemeinde verbrachte. Zusammen schufen wir Kunstwerke aus Recyclingmaterial. Dabei verarbeiteten wir sagenhafte 5’000 Plastiktüten, die in meiner Gemeinde entsorgt werden sollten – anstatt der ursprünglich vorgesehenen 2’000!

Nun bin ich Mathematiklehrer, und dies verdanke ich sowohl meiner Patin Lissi als auch Consciente, und natürlich auch meinem eigenen Einsatz. Das macht mich glücklich und dankbar. Doch bin ich mir auch bewusst, dass ich eine zumindest ebenso grosse Verpflichtung gegenüber der Gesellschaft habe; die Ausbildung von Hunderten von Studierenden liegt in meiner Verantwortung und deshalb versuche ich, mich jeden Tag zu verbessern. Das Stipendienprogramm hat hier im Departement Morazán einen großen Einfluss auf die Bildung der Menschen, denn in den kommenden Jahren wird es dank der vielen Spender*innen nicht nur zwei, sondern Dutzende von ausgebildeten jungen Fachleuten in unterschiedlichen Bereichen geben, die die Gesellschaft auf ihre je eigene Art weiterbringen werden.

Consciente Stipendienprogramm – so funktioniert’s

Im Stipendienprogramm von Consciente ermöglichen Menschen aus der Schweiz und Deutschland engagierten Jugendlichen aus armen Verhältnissen im Departement Morazán eine technische oder universitäre Ausbildung.

Finanzielle Unterstützung: Das Stipendium in Schweizer Franken entspricht dem Betrag in US-Dollar, den die Jugendlichen monatlich ausbezahlt bekommen.​

Soziales Engagement: Die Stipendiatinnen und Stipendiaten leisten jährlich 100-180 Sozialstunden in einem der Projekte von Consciente oder in einem eigenen Projekt in ihren Gemeinden.

Briefkontakt: Bei einem persönlichen Stipendium besteht die Möglichkeit, mit der zugeteilten Person regelmässigen Briefkontakt zu pflegen.

Consciente-Stipendien

  • Stipendien für technische oder akademische Ausbildung
    80-150 CHF pro Monat
    Dauer: 2-6 Jahre (Medizin: 8 Jahre)
  • Teilstipendien
    25-75 CHF pro Monat
    Dauer: 2-6 Jahre​

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Livia Jakob

Gesundheitsbildung in El Salvador

6. September 2019/in Deutsch, Education Popular, Nachhaltigkeitsbildung/von Livia Jakob

Autoren


 

Lukas Minder (30, Arzt)

 

 

Eveline Tissot (29, Ärztin in der Weiterbildung ‘’Allgemeine Innere Medizin’’)

 


 

Während unseres Aufenthalts bei Consciente El Salvador erhielten wir Einblick ins salvadorianische Gesundheitssystem. Wir konnten uns mit Delegierten des Gesundheitsministeriums austauschen, Ärzt*innen bei der Arbeit über die Schulter schauen und nicht zuletzt mit Patient*innen und deren Angehörigen reden. Wenn sich die Leute in etwas einig sind, dann darin, dass es in El Salvador an allem Wesentlichen fehlt – aber nicht an Problemen. Für Leute aus ruralen Gebieten ist bereits der Weg zum nächsten Gesundheitszentrum finanziell wie auch organisatorisch eine Herausforderung. Hat man die Möglichkeit, einen Arzt aufzusuchen, dauert es meist sehr lange, bis ein Termin möglich ist (an dem der Arzt dann auch erscheint). Wegen des ausgeprägten Mangels an Spezialist*innen und Ressourcen im öffentlichen Gesundheitswesen haben nur finanziell privilegierte Menschen Zugang zu qualitativ akzeptabler medizinischer Versorgung. Die Mehrheit muss aber mit dem personell und materiell schlecht ausgestatteten öffentlichen Spital auskommen und oft monatelang auf einen simplen Sprechstundentermin warten.

Würde man nur diese Seite von El Salvador betrachten, könnte man direkt daran verzweifeln. Doch es fehlt der wichtigere Teil der Betrachtung. Denn trotz der unzähligen Probleme hat das Land ein riesengrosses Potenzial: seine sozial motivierten und unermüdlich engagierten Menschen. Diese Leute, selber aus marginalisierten Verhältnissen stammend, organisieren sich, bilden sich weiter, besuchen Workshops, machen ein Studium, all dies mit einem Ziel: den Leuten zu helfen, welche es noch schwieriger haben als sie selbst. Sie wollen die Gesellschaft zu einer gerechteren, die Welt zu einer schöneren machen – für alle statt nur für wenige. Diese Motivation ist nicht zuletzt das Resultat der Nachhaltigkeitsbildungsprojekte von Consciente: In verschiedenen Kursen werden die Leute auf die Ursachen der Ungerechtigkeiten – beispielsweise in Genderfragen – aufmerksam gemacht und befähigt, selber aktiv zu werden und eine bessere Zukunft für sich und ihre Kinder aufzubauen.

 

     

‘’Motivation ist ansteckend’’ – In Bezug auf Gesundheitsfragen, so wurde uns oft gesagt, herrsche sehr viel Unwissen. Weder sind Risikofaktoren für vermeidbare Gesellschafts- und Infektionskrankheiten bekannt, noch kennen die Leute die Symptome, bei deren Auftreten sie unbedingt eine Ärztin aufsuchen sollten. So leiden viele an chronischen Krankheiten, denen leicht vorzubeugen wäre oder die mithilfe einer Fachperson einfach zu behandeln wären. Ein Besuch beim Arzt erfolgt meist zu spät – wenn überhaupt. So ist nach mehreren Gesprächen mit betroffenen Angehörigen, Ärztinnen und Consciente-Mitarbeiter*innen in El Salvador die Idee entstanden, im Rahmen der bereits bestehenden Nachhaltigkeitsbildung Workshops zu präventiv-medizinischen Themen anzubieten. Das Ziel war es, Wissen zur Prävention von gängigen Krankheiten breiter zugänglich zu machen. Mit dem Gesundheitsprojekt möchten wir die Menschen unterstützen, ihre Gesundheit selbst in die Hand zu nehmen. Wir verstehen diese Workshops als wichtigen Schritt hin zu einer Bildung zur Selbstverantwortung, zu einer funktionierenden Gesellschaft mit allgemeinem Zugang zu Wissen auch im medizinischen Bereich. Denn wer krank ist, wird immer benachteiligt sein und wird nicht die Kraft haben, seine Gesellschaft zu einer besseren zu machen. In diesem Sinne gehört aus unserer Sicht zu einer nachhaltigen Bildungsarbeit die Gesundheitsbildung zweifellos dazu.

Conscientes Projekt für Gesundheitsbildung

Consciente bietet seit neustem Workshops und Weiterbildungen zu Themen der präventiven Medizin und der Selbstverantwortung in Gesundheitsfragen an. Wir sind auf der Suche nach Spenderinnen, Spendern und Projektpartnern, die dieses Projekt unterstützen wollen.

Mehr Informationen zum Projekt

 

 

 

Livia Jakob

Jahresbericht 2018

25. Dezember 2018/in Bildungsprogramm, Deutsch, Freiwilligenarbeitsprogramm, News, Projektbericht, Stipendienprogramm/von Livia Jakob

Liebe Freundinnen und Freunde

2018 war wieder ein ereignisreiches Jahr für Consciente und wir freuen uns, euch einen spannenden Projektbericht vorlegen zu können. Dank eurer grosszügigen Unterstützung konnten wir in El Salvador vielen Kindern und Jugendlichen neue Bildungsperspektiven eröffnen – und damit eine Chance auf einen Ausweg aus der Armut und auf ein selbstbestimmtes und erfülltes Leben bieten.

Wir hoffen, dass wir auch dieses Jahr mit eurer Solidarität in Form von kleinen und grossen Beiträgen rechnen dürfen. Herzlichen Dank schon jetzt!

Nun wünschen wir euch viel Spass bei der Lektüre!​

Herzliche Grüsse,
Euer Consciente-Team

 

Zum Jahresbericht 2018
Livia Jakob

Aus dem Leben von Glenda und Kelvin – Einblicke in das Stipendienprogramm 2018

30. Oktober 2018/in Deutsch, Stipendienprogramm/von Livia Jakob

Autorin: Malin Frey

Seit 2014 bin ich mehrmals jährlich bei Consciente El Salvador zu Besuch und noch bringt jeder Aufenthalt neue, prägende Erlebnisse mit sich. Im Juli dieses Jahres war ich wieder einen ganzen Monat in Morazán, um das Team vor Ort zu unterstützen und mir für die Schweizer Vereinsarbeit persönlich ein Bild von den laufenden Projekten zu machen. Unter anderem hatte ich die Möglichkeit, einer Generalversammlung unserer Stipendiatinnen und Stipendiaten beizuwohnen. Ich nutzte die Gelegenheit, persönlich mit ihnen zu sprechen. Es ist immer wunderbar, alte Gesichter wieder zu sehen – da dies bedeutet, dass sie dank unserer Patinnen und Paten erfolgreich studieren – und neue Gesichter zu entdecken – ein klares Zeugnis dafür, dass das Stipendienprogramm weiter gewachsen ist.

An diesem Anlass durfte ich auch Glenda kennenlernen. Sie lebt keine zwanzig Minuten vom Zentrum Goteras entfernt und doch in einer völlig anderen Welt. Die ärmliche Hütte aus Wellblech und Fundholz liegt gedrängt zwischen einer befahrenen Durchgangsstrasse und einem schmutzigen Rinnsal von Fluss in einem kleinen Aussenweiler hinter der Departements-Hauptstadt. Überall im und ums Haus liegen Verpackungen und Plastikflaschen, die zum vielseitigen Wiedergebrauch gesammelt werden. Alle Gegenstände werden hier so lange verwendet und ihrer ursprünglichen Funktion entfremdet, bis sie endgültig nicht mehr zu gebrauchen sind. Im Haus gibt es weder fliessendes Wasser noch Elektrizität; gekocht wird auf einem selbst gebauten Ofen unter einem Vordach, auf dem ein lustiges kleines Feuer tanzt. Glenda lebt dort zusammen mit ihrer kleinen Schwester, ihrer Mutter und ihrer Grossmutter. Ihr Vater, so erzählt die 18-jährige, habe ihre Mutter und die Familie verlassen. Dieses Schicksal teilt Glenda mit unzähligen anderen jungen Menschen im Departement. Die vier Frauen leben ohne geregeltes Einkommen und kommen mehr schlecht als recht über die Runden. So war nach der Schule klar, dass Glenda ohne externe Hilfe keine weiterführende Ausbildung würde machen können. «Es ist mein grosser Traum, ein Studium im Fach Medien und Kommunikation zu absolvieren», erklärt sie. «Erst dank der Hilfe von Consciente und der Unterstützung durch meinen Paten aus der Schweiz konnte ich meinem Traum ein Stück näherkommen und dieses Jahr ein Studium antreten.»

Als ältere Schwester eines mehr als zehn Jahre jüngeren Mädchens kennt Glenda den Umgang mit Kindern sehr gut. Wie viele junge salvadorianische Frauen in ihrem Alter kümmert sie sich mit ihrer Mutter und ihrer Grossmutter gemeinsam um die Erziehung und Aufsicht ihrer kleinen Schwester. Deshalb hat sie sich entschieden, auch während der Sozialstunden, die sie im Rahmen ihres Consciente-Stipendiums leistet, mit Kindern zu arbeiten. Während 180 Stunden im Jahr bietet sie in ihrer Freizeit Bastelstunden für Mädchen und Jungen in ihrer Gemeinde an. «Wir arbeiten mit Recyclingmaterialien, zum Beispiel mit leeren Plastikflaschen», erzählt Glenda stolz. Diese in jedem Haushalt massenhaft anfallenden Abfallmaterialien verwandelt Glenda mit den Kindern in nützliche oder hübsche Alltagsgegenstände und verleiht ihnen so ein zweites Leben. «Es gefällt mir sehr, mit den Kindern Zeit zu verbringen – das ist eine schöne Erfahrung.»

Auf die Frage, was sie sich für ihre Zukunft wünscht, sagt sie bescheiden: «Ich möchte mein Studium erfolgreich abschliessen, um eines Tages einer würdigen Arbeit nachgehen zu können. Und ich hoffe, dabei eine gebildete Person mit Prinzipien und Werten zu werden.»

Wie Glenda ist auch Kelvin seit Anfang dieses Jahres neu im Stipendienprogramm von Consciente und kann endlich seiner Leidenschaft für Physik im Rahmen eines Studiums nachgehen. «Mir gefällt alles, was mit der Umwelt zu tun hat! Ich möchte verstehen, wie unsere Welt beschaffen ist und wie alles funktioniert», erklärt er begeistert seine Studienwahl. «Ausserdem haben mir die Schulfächer Mathematik und Umwelt schon immer gefallen.»

Kelvin lebt im Gegensatz zu Glenda sehr weit von Gotera entfernt. Um ihn zu besuchen, muss man viel Zeit und gutes Schuhwerk mitbringen. Eine Strasse, die zum Haus führt, gibt es nicht. Nach einer mühseligen Fahrt muss das Auto geparkt werden, denn weiter geht es nur zu Fuss – auf Trampelpfaden, durch Weiden und über einen kleinen Fluss. Nach einem langen Fussmarsch kommt das Haus von Kelvins Familie in Sicht. Es ist wie viele bescheidene Behausungen in ländlichen Gegenden aus Lehm und Holz gebaut und hat ein Ziegeldach. Dort wohnt Kelvin mit seinen  Eltern, seinen zwei Brüdern und einem Onkel. Vor dem Haus ist der Wassertank, wo auch gewaschen und gespült wird. Im Inneren des Hauses sorgen ein paar Tücher, die von gespannten Seilen hängen, für etwas Privatsphäre für die vielen Familienmitglieder. Kelvin zeigt stolz auf seinen Arbeitsplatz: Unter den Schulabschlussfotos von einigen Familienmitgliedern und ihren Diplomen hat er sich einen Tisch eingerichtet, den er für sich und seine Hausarbeiten von der Uni benutzen kann. Darüber sorgt eine Lücke im Dach für mehr Licht. «Meine Eltern haben immer alles für mich getan», bemerkt Kelvin ernst, «und ich möchte später als Berufstätiger meiner Familie helfen können und der Gesellschaft etwas zurückgeben.» Auch ein unverkennbarer Wissensdurst dringt im Gespräch mit Kelvin immer wieder durch. «Ich möchte meinen Bachelor beenden und danach gerne einen Master absolvieren – und, wenn möglich, doktorieren. Ich möchte mich im Bereich der Radiologie und Meteorologie spezialisieren und später hoffentlich einmal mein Wissen als Dozent weitergeben.»

Nicht weit vom Haus entfernt liegt Kelvins Projekt für die Sozialstunden: eine kleine Baumschule. «Ich pflanze Bäume, um die extreme Entwaldung in unserem Land zu bekämpfen. Ich weiss, dass ich nicht im grossen Rahmen etwas verändern kann, aber ich will wenigstens tun, was in meiner Macht steht.» Sein Gespür für die Natur und ein Händchen für Pflanzen mag Kelvin von seinen Eltern mitbekommen haben. «Wir sind eine Familie von Landarbeitern», sagt er. Doch gibt das Stückchen eigenes Land, welches sie zusammen bewirtschaften, gerade mal genug her für den eigenen Gebrauch. Einkommen gibt es in der Familie kaum, und so hat Kelvin beschlossen, sich für ein Consciente-Stipendium zu bewerben. Als Stipendiat von Consciente nimmt er auch am hauseigenen Programm für Nachhaltigkeitsbildung teil. «Ich habe viele schöne Erlebnisse gehabt mit den anderen Stipendiatinnen und Stipendiaten. Ich kann nun zum Beispiel viel besser in Gruppen arbeiten und habe viel Neues gelernt. Vor allem aber habe ich tolle neue Freundschaften geschlossen.»

Weder Glenda noch Kelvin möchten sich ihre gute Ausbildung später zu Kopf steigen lassen, sondern sich selbst treu und der eigenen Gemeinde und Familie erhalten bleiben. «Ich möchte mir auch in Zukunft meine bescheidene Art erhalten; mich mit meinen Freunden treffen, an den Fluss gehen, Fussball spielen, wie in meiner Kindheit. Zwar hoffe ich, mich weiter zu entwickeln, doch ohne meine Wurzeln zu vergessen.»

Wie so oft hat mich die Begegnung mit den jungen Menschen des Stipendienprogramms sehr beeindruckt. Unsere Stipendiatinnen und Stipendiaten haben ausnahmslos mit vielen Entbehrungen zu kämpfen und schaffen es dennoch, sich mit voller Kraft ihrem Studium und ihrer sozialen Verantwortung zu widmen. Ihre persönlichen Geschichten sind es, die mich stets motivieren und mir immer wieder vor Augen führen, warum wir uns bei Consciente engagieren. Wir wünschen ihnen allen viel Erfolg und sind stolz, sie auf einem Teil ihres Weges begleiten und unterstützen zu können.

    Consciente-Stipendien:

  • STIPENDIUM FÜR TECHNISCHE AUSBILDUNG

    50 CHF pro Monat
    Dauer: 2-3 Jahre

  • STIPENDIUM FÜR HOCHSCHULAUSBILDUNG

    100-150 CHF pro Monat
    Dauer: 3-6 Jahre (Medizin: 8 Jahre)

  • TEILSTIPENDIEN

    Beliebiger Betrag
    ab 25 CHF pro Monat

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Livia Jakob

Stadt Bern unterstützt CONSCIENTE-Projekte 2019 – 2022

17. September 2018/in CAL-IMPACT, Deutsch, Evaluation, Forschung, News/von Livia Jakob

Der Gemeinderat der Stadt Bern hat CONSCIENTE eine Unterstützung von 200’000 CHF über vier Jahre zugesprochen. Das Geld wird in ein innovatives Ausbildungsprojekt in einer der ärmsten Regionen El Salvadors fliessen, das sich dem Problem der erschreckend tiefen Bildungsqualität an öffentlichen Schulen annimmt. Im Rahmen des DEZA-prämierten Pilotprojektes CAL-IMPACT wurden im Schuljahr 2018 bereits 2400 Schulkinder mit neuartigen pädagogischen Methoden und mit Unterstützung von spielerischer Lern-Software in Mathematik unterrichtet. Der Erfolg des Pilotprojektes wird von der Universität Bern wissenschaftlich evaluiert. Mit der finanziellen Unterstützung der Stadt Bern kann das CAL-IMPACT nun verfeinert und nachhaltig weitergeführt werden.


Einblick ins CAL-IMPACT-Projekt:

Untertitel (Deutsch oder Englisch) können auf der rechten Seite eingeschaltet werden.

Weitere Informationen:

Medienmitteilung als PDF
CAL-IMPACT Projekt-Video
Mehr zum CAL-IMPACT Projekt
Martina Jakob

Einblick ins CAL-IMPACT-Projekt

15. September 2018/in CAL-IMPACT, Deutsch, Evaluation, Forschung, News/von Martina Jakob

Unser lokales Team in El Salvador hat ein Video zum CAL-IMPACT-Projekt erstellt – viel Spass dabei!

Untertitel (Deutsch oder Englisch) können auf der rechten Seite eingeschaltet werden.

Weitere Informationen:

CAL-IMPACT Projekt-Video auf Youtube
Mehr zum CAL-IMPACT Projekt
Martina Jakob

Projektbericht Juni 2018

9. Juli 2018/in Deutsch, Projektbericht/von Martina Jakob

Liebe Freundinnen und Freunde

In den letzten Monaten ist in El Salvador so viel passiert, dass uns kaum je eine Verschnaufpause blieb. Umso wichtiger ist es, hier kurz innezuhalten und eine Zwischenbilanz zu ziehen. In diesem Bericht möchten wir Euch einen kurzen Überblick darüber bieten, was im Projektjahr 2018 schon alles gelaufen ist.

Ein Höhepunkt war sicherlich der Start unseres DEZA-prämierten Projekts „CAL-IMPACT“. 2400 Kinder an 29 Primarschulen nehmen seit Mitte April an Mathematik-Nachhilfeunterricht teil, der auf einem neuartigen Unterrichtskonzept basiert: Interaktives Lernen mit einer Computersoftware wird mit Werkstattunterricht, Gruppenarbeiten und Mathematikspielen kombiniert. Für die Kinder ist das eine ganz neue Erfahrung damit, dass – wie dies einer unserer Lehrer ausdrückt – „Lernen nicht langweilig sein muss!“

Auch in unseren anderen Projekten hat sich viel getan. So konnten wir zu Jahresbeginn fast 40 weitere Stipendien vergeben und ein zweites Wohnheim für Studierende aus abgelegenen Gemeinden eröffnen! Im Rahmen ihrer Sozialstunden haben die nunmehr 86 Stipendiatinnen und Stipendiaten eigene Projektideen entwickelt und sind mit Elan dabei, diese in ihren Gemeinden selbständig umzusetzen. So geben sie ihr Wissen weiter und übernehmen soziale Verantwortung. In unserer neuen Wochenendschule können sie sich ausserdem zu wichtigen gesellschaftlichen Themen wie Gender, Gewalt und Umwelt weiterbilden.

All diese Erfolge sind insbesondere unseren mittlerweile über 50 lokalen Mitarbeitenden in El Salvador zu verdanken, die unsere Arbeit mit viel Herzblut und Talent mitgestalten. Ebenso entscheidend ist jedoch auch Eure Unterstützung: Jede Spende, jeder Tipp und jede weitergeleitete Email macht für uns einen grossen Unterschied. Und da die Verwaltungskosten in der Schweiz weniger als 1% unserer Ausgaben ausmachen, kommen eure Beiträge nahezu vollständig in El Salvador an und bieten dort Kindern und Jugendlichen eine Chance auf gute Bildung und einen Ausweg aus der Armut.

Herzlichen Dank für alles und liebe Grüsse aus Bern,
Tina

Überblick Projektbericht Juni 2018

BILDUNGSINNOVATION | Lernen muss nicht langweilig sein

Nach dem Gewinn des Impact Awards der DEZA für unser Projekt „CAL‐IMPACT“ begann im April für 2’400 Schulkinder der zusätzliche Mathematikunterricht. Mit einem innovativen didaktischen Konzept, das individuelles Lernen am Computer mit Spielen und Gruppenarbeiten verbindet, soll das Bildungsniveau an öffentlichen Schulen verbessert werden

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